Einen Neuanfang wagen

Wer meint, einen Neuanfang zu wagen müsse dramatisch sein, ist hier falsch. Es geht in diesem Beitrag nicht darum, alle Brücken zum alten Leben einzureißen. Wer sich aber fragt, wie man einen Neuanfang wagt, und bereit ist, die Sache mit Ruhe und System anzugehen, soll hier eine praktische Anleitung finden.

Einen Neuanfang wagt man in drei Schritten: 1) Sich bewusst machen, was der wichtigste Grund für diesen Wunsch ist. 2) Sich in demjenigen Lebensbereich, in dem dieser Grund liegt, neue Ziele suchen. 3) Gewohnheiten etablieren, um das Leben in Richtung dieser Ziele zu lenken.

Hinzu kommen Einstiegs- und Zwischenschritte. Einen detailliertere Praxis-Guide zum Neuanfang wagen gibt’s weiter unten. Der Guide versteht sich nicht als allgemeingültig, sondern legt eine Herangehensweise (von vielen) dar. Eine, die für mich gut funktioniert. Mein Anspruch besteht darin, sie so darzulegen, dass andere sich daran orientieren können – als Hilfestellung. ✍️

Neuanfang wagen als Kurswechsel

Beginnen wir mit einer Schiffsmetapher. Bei einem Neuanfang mögen manche an das Losreißen der Leinen denken. An den Aufbruch, das Verlassen des Hafens – auf zu neuen Ufern.

Ein schönes Bild, doch für die nächsten Minuten möchte ich ein anderes vorschlagen. Das Bild von einem Schiff, das längst in See gestochen ist. Kein Hafen in Sicht, nur unendlich weiter Horizont.

Das ist unser Leben. Ein Schiff ohne Anker in einem Meer ohne Ufer.

Warum auch immer wir neu anfangen wollen – ob wegen der Windstille oder infolge eines Sturms – wir sind bereits in Bewegung. Unser Leben ist auf einem Kurs oder dümpelt in der Strömung vor sich hin, doch es bewegt sich.

Einen Neuanfang zu wagen heißt, alte Pläne über Bord zu werfen, um sich frohen Mutes neue Ziele zu stecken. Ein Neuanfang ist ein Kurswechsel. Und jetzt Schluss mit der Bildsprache.

In diesem Beitrag geht es zuerst um typische Anlässe für einen Neuanfang, dann um Tipps für die Umsetzung in sieben Etappen. Abschließend gibt’s zur Motivation die besten Sprüche und Zitate zum Thema Neuanfang wagen. Auf geht’s!

Vielleicht in einem anderen Leben,
Vielleicht zu einer anderen Zeit.

Maxim

Zeit für einen Neuanfang

Besinnen wir uns zunächst einiger Anlässe und Auslöser, überhaupt einen Neuanfang wagen zu wollen.

Warum neu anfangen? Typische Anlässe sind:

  • Geburtstage
  • Jahreswechsel
  • Schicksalsschläge
  • Schulabschluss
  • Berufseinstieg
  • Jobwechsel
  • Ruhestand
  • Trennung
  • Umzug

Einige Anlässe wiegen schwerer als andere. Eine Trennung nach langjähriger Beziehung zum Beispiel, oder ein Umzug in eine andere Stadt. Dagegen vergleichsweise banal, aber umso beliebter, sind runde Geburtstage. 🎈

Kompletter Neuanfang mit 40, 50, 60…

Ein kompletter Neuanfang mit 40, 50, 60 Jahren ist der Wunsch, wortwörtlich noch einmal bei »Null« anzufangen. Der Zeitpunkt hat Symbolkraft und ein Jahrzehnt kann große Veränderungen mit sich bringen.

Denke an deine Teenager-Jahre oder deine Zwanziger in ihrer Gesamtheit. Wer warst du zu Beginn, wer zum Ende hin? Was ist alles geschehen, was dich prägte? Gab es bereits Kurswechsel und wenn ja, hattest du das Steuer selbst in der Hand?

Diese Gedanken helfen, um sich bewusst zu werden, wie oft wir im Leben neu anfangen.
Das soll der Sache nicht den Zauber nehmen, im Gegenteil.

Es zeigt, dass Neuanfänge möglich sind – und dass wir mit bewussten Entscheidungen den Kurs unseres Lebens beeinflussen können.

Für mich zum Beispiel war der Start meines YouTube-Kanals damals eine Art Neuanfang, oder auch mein 25. Geburtstag. Apropos, es müssen ja gar keine runden Geburtstage sein!

Manche Zahlen sind so bedeutungsvoll, dass sie sich ebenso wunderbar zum Neuanfang anbieten. Die 35 etwa, die »Mitte des Lebens«, wie Dante es nannte (laut einer Fußnote in dieser Ausgabe der Göttlichen Komödie). Oder die 42, jenes Alter, an dem unser persönliches Wohlbefinden statistisch gesehen am Tiefpunkt liegen kann (laut dieser Studie).

Es müssen nicht einmal die eigenen Geburtstage sein. Auch der erste oder achtzehnte Geburtstag der Kinder kann ein guter Anlass sein, neu anfangen zu wollen. Wer sich der Verantwortung der Elternrolle annimmt, muss damit ohnehin sein Leben umkrempeln und neue Gewohnheiten etablieren…

Tipp: Hier ein paar Gedanken zu den Fragen: Warum Vater werden? – und: Wie kann ich ein guter Vater sein?

Wie geht es weiter nach der Schule?

Wie es nach der Schule weitergeht, gehört zu den ersten großen Entscheidungen im Leben. Das Ende der Schulzeit bietet eine Gelegenheit zum Neuanfang, die oft unterschätzt wird – denn unsere Schulleistungen sagen wenig darüber aus, welches Potential wirklich in uns steckt.

Freebie: Hier ein kostenloses E-Book mit Tipps fürs Studium.

Neuanfang nach Trennung oder Beziehung

Eine Trennung bietet sich besonders für einen Neuanfang an. Nicht nur nach Liebesbeziehungen. Allgemein gelten Bindungen zu anderen Menschen als wichtigste Konstanten im Leben. Bricht im sozialen Geflecht eine solche Konstante weg, braucht es neuen Halt – und vielleicht einen neuen Anfang.

Eine Trennung kann befreiend und schmerzhaft sein, aufregend und ernüchternd zugleich. Sei es eine Beziehung, die zerbricht. 💔 Sei es ein Verlust, den wir erleben. Eine Trennung kann traumatisierend sein. Gerade nach langjähriger Partnerschaft. In solchen Fällen ist es besonders wichtig, den Neuanfang nicht überstürzt anzugehen.

Neuanfang in einer anderen Stadt

Der Umzug in eine andere Stadt bringt automatisch einen Neuanfang mit sich, insbesondere für das Sozialleben. Je weiter weg wir ziehen, desto stärker spüren wir das. Insbesondere dann, wenn eine neue Sprache hinzukommt.

Was auch immer dein Anlass oder Auslöser sein mag, neu anfangen zu wollen: Im Folgenden findest du sieben Tipps, die beim Neuanfang helfen sollen. Genauer genommen: sieben Etappen.

Vorweg: Wenn du auf der Suche nach Glück bist, hilft es, die 3 Arten von Glück zu kennen.


Neuanfang wagen in 7 Etappen, Tipps

Nimm eine Auszeit

Am Anfang wächst ein Gefühl zum Gedanken heran. Etwas muss sich ändern. Das ist deine innere Stimme, die da spricht. 💬 Für manche nichts Neues, weil sie einen guten Draht zu ihr haben. Andere hören sie eines Tages zum ersten Mal und wissen noch nichts damit anzufangen.

So oder so, unsere innere Stimme neigt dazu, im Alltagslärm unterzugehen. Wenn sich dir wiederholt dieser Gedanke aufdrängt, dass es so nicht weitergehen kann, dann nimm dir eine Auszeit.

Gemeint ist kein Kurzurlaub mit Sightseeing, sondern schlicht und einfach Zeit für dich.

Ohne andere Menschen, ohne Ablenkung, ohne Smartphone. Vielleicht reichen schon vier Stunden. Besser wäre ein ganzer Tag, gefolgt von einer Nacht (zum drüber schlafen) und dann noch ein Tag (zum drüber klar werden).

Komm zur Ruhe

Bleib dabei nicht in deinen eigenen vier Wänden. Das bringt zu viel Ablenkung mit sich. Und sei’s der Haushalt, der sich auch mal wieder aufdrängt. 🧺 Jetzt gerade ist deine innere Stimme wichtiger. Dieses: Etwas muss sich ändern.

Fahre an einen Ort der Ruhe, einen abgelegenen See oder Wald. Geh spazieren oder wandern. Wenn du im Rollstuhl sitzt, nimm’s nicht zu wörtlich. Hauptsache du bleibst ein wenig in Bewegung, für eine gute Durchblutung. Das regt die Gedanken an.

Und dann verbringe Zeit mit deinen Gedanken. Ganz allein mit deinen Gedanken.

Das mag zu Beginn unerträglich sein. Du wirst dir blöd vorkommen, über den alltäglichsten Kram nachdenken – wie beim Meditieren, wo das mit dem »nur auf den Atem achten« nie so richtig klappt. 🧘🏾

Deinen Atem kannst du ignorieren. Stattdessen nimmst du dir dieses wiederkehrende Gefühl vor, das dem Es-muss-sich-was-ändern-Gedanken zugrunde liegt.

Suche den Grund

Vielleicht liegt der Grund auf der Hand. Sei es eine toxische Beziehung, die dir nichts als Leiden beschert. Ein schwerer Verlust, der nichts mehr wie vorher sein lässt. Ein Abschluss, der zum Neuanfang zwingt. Es scheint keine Option zu sein, dass sich etwas ändern muss – und völlig klar, warum.

Doch der Anlass oder Auslöser ist nicht das, was hier mit dem Grund oder den Gründen gemeint ist.

Wenn du Schluss machst, die Phasen der Trauer durchläufst oder an der Schwelle zu einem neuen Lebensabschnitt stehst, dann geht damit immer eine Art Neuanfang einher. Etwas ändert sich, ganz real und offensichtlich.

Doch jenes Gefühl – etwas muss sich ändern – meint eine andere Art von Neuanfang. Einen selbstbestimmten Neuanfang, und sei es eben im Schatten eines aufgezwungenen Neuanfangs.

Aktiver Neustart statt nächstbestes »Normal«

Nehmen wir das Ende einer Beziehung. Das Schlussmachen mag deine Entscheidung gewesen sein. Vielleicht aber eine, die sich dir regelrecht aufgezwungen hat. Was dann?

Es gibt immer die Option, sich treiben zu lassen. Schauen, was dir als nächstes passiert. Die nächstbeste neue Wohnung beziehen. Den nächstbesten Menschen an sich ranlassen. Den nächstbesten Job antreten. Das nächstbeste neue »Normal« annehmen.

Was auch immer dir passiert, du bleibst dabei weitgehend passiv. Das ist, um nochmal die Schiffsmetapher zu bemühen, kein Kurswechsel, sondern ein Gleiten ins Fahrwasser der Anderen.

Stattdessen bist du nun hier im Wald oder am See (oder du hast gar die Option, mit dem Boot rauszufahren – ein Ruderboot bestenfalls, Durchblutung und so). 🛶

Es ist völlig in Ordnung, festzustellen: Es gibt keinen besonderen Anlass, der mich hierher verschlagen hat. Ist doch alles wie immer.

Das reicht manchmal schon. Trotzdem ist da eben jenes Gefühl, mit dem du hier draußen allein bist…

Finde den Hauptgrund

Etwas muss sich ändern. Welch leerer Satz eigentlich. Es ändert sich doch immer etwas. Wie das Sprichwort besagt: Der Wechsel allein ist das Beständige.

Was dieses Gefühl wirklich ausdrückt ist der Wunsch: Etwas soll sich ändern. Etwas will ich ändern. Du bist hier, weil du nicht passiv bleiben, sondern aktiv werden willst.

Es können mehrere Gründe sein, die diesen Wunsch wachsen lassen. Mache sie dir bewusst und wäge ab, welcher der wichtigste ist. Dazu trittst du mit deiner inneren Stimme in Dialog, fragst sie – fragst dich – was dahintersteckt.

Wenn der Grund ein Abgrund ist…

Achtung: Das Unbewusste liegt per Definition im Verborgenen; und es zu ergründen ist nicht umsonst eine Profession, für die andere jahrelang studieren. Wenn sich dir bei diesem Schritt, dieser Suche nach dem wichtigsten Grund, eher ein Abgrund auftut, in den du nicht allein hinabsteigen willst – dann bitte, tu das auch nicht.

Einen Neuanfang wagen zu wollen kann Gründe haben, mit denen wir allein nicht fertig werden. Das ist in Ordnung. Dafür gibt es professionelle Hilfe. Auch wenn das heißt, die Sache mit dem Neuanfang etwas langsamer anzugehen.

❗️ Einen Patientenservice zur Suche psychotherapeutischer Hilfe bietet 116117 (»Die Nummer mit den Elfen«). Dort gibt es – so zumindest die Erfahrung eines Bekannten von mir – die Möglichkeit, recht rasch einen Termin für ein Erstgespräch zu bekommen. Ebenfalls hilfreich ist das Portal therapie.de. Ich wünsche alles Gute!

Nun, die Suche wird dich wahrscheinlich zu weiteren Gefühlen führen…

Vielleicht ist dein wichtigster Grund, neu anfangen zu wollen, das Gefühl, noch nicht genug erlebt zu haben. Oder das Gefühl, dir selbst etwas beweisen zu wollen. Vielleicht ist es auch eine schlummernde Geschäfts- oder Romanidee, die endlich in die Tat umgesetzt werden soll.

Tipp: Kannst du ein Buch schreiben? Hier ein Test samt Übungen – und hier ein Guide zum Starten eines Online-Business, wenn es das ist, was dir vorschwebt.

Gar nicht unwahrscheinlich, dass du mehrere Gründe findest, die in seinen Wunsch zum Neuanfang mit reinspielen. Doch wir sind hier nicht bei »wünsch dir was«, sondern wollen wirklich den Neuanfang wagen – und zur Umsetzung deines Neuanfangs brauchst du Fokus.

Denke an das Schiff: Du kannst nicht in mehrere Richtungen gleichzeitig aufbrechen. 🧭

Deine Aufgabe

Deine Aufgabe besteht darin, einen Hauptgrund zu benennen. (Du kannst dich um andere Gründe später kümmern, siehe dazu das Zitat von Paulo Coelho in der Spruchsammlung unten.)

Woran erkennst du einen Grund, der das Zeug zum Hauptgrund hat? Daran, dass du bereit bist, daraus eine neue Identität abzuleiten. Kleiner, aber wirkungsvoller mentaler Trick.

Werde zur Hauptfigur

Der Grund für deinen Wunsch zum Neuanfang ist das Was?Was treibt dich an?

Das darf vage sein. Ein Mehr oder Weniger von was auch immer: Ich will mehr reisen, mehr verdienen, weniger wiegen, was Neues lernen, kreativer werden, weniger Ja-Sagen…

Der nächste Schritt besteht darin aus dem Was ein Wer abzuleiten, eine neue Identität.

Merke: Hier geht es nicht um die Art von geschlechtlicher oder kultureller Identität, die das Streitthema heutiger Identitätspolitik ist. Gemeint ist die Art von Identität (Sein), die sich durch Tätigkeiten (Tätigsein) definiert.

Am Beispiel des Elternseins: Würde ich mich all den Tätigkeiten des Vaterseins entziehen, wäre »Ich bin Vater« eine biologische Feststellung, aber kein in diesem Sinne identitätsstiftendes Merkmal. Es geht um das bewusste und entschiedene Annehmen einer Rolle.

Das Fundament für deinen Neuanfang ist das Wer?Wer willst du sein?

Ein Neuanfang ist erstmal nur ein Zeitpunkt. Ab hier beginnt ein neues Kapitel, eine neue Geschichte. Wer soll die Hauptfigur darin sein? 👤

Na, ich? Was, wenn ich trotz Neuanfangs bleiben will, wer ich bin? Vielleicht nur besser in dem, was ich ohnehin schon tue, oder zufriedener in meiner Haut? Das geht auch.

Eine reine Mindset-Übung

Dieser Schritt ist eine Mindset-Übung zur Vorbereitung aufs Folgende. »Mindset« heißt Geisteshaltung. Dazu nehme ich meinen Hauptgrund, baue den Satz um und mache ihn zu meinem Leitsatz.

Merke: Es kann helfen, identitätsstiftende Begriffe zu haben. Für mich war es sehr erhellend, herauszufinden, dass das, was ich gerne mache, Content Creation ist, und ich demnach Content Creator sein will – als Sammelbegriff für Leute, die sowohl gerne schreiben, als auch Filme, Kurse, Videos und vieles mehr produzieren. Hauptsache digital. 🧑‍💻

Doch letztlich ist das Wortklauberei. Wenn es keinen Begriff gibt, reicht ein identitätsstiftend formulierter Satz völlig aus. Wie gesagt: Es geht um ein Mindset.

Aus »Ich will mehr reisen« wird »Ich will Globetrotter werden«, oder auch: »Ich will ein Mensch sein, der die Welt wie seine Westentasche kennt.« 🌏

Aus »Ich will kreativer sein« wird »Ich will ein Kreativer sein«. Dezenter Unterschied, denn: deutlich entschiedener. 🎨

Apropos: Hab’ ich schon total subtil auf meinen Podcast verwiesen? Der ist extra für Kreative, zu hören via Spotifyyou’re welcome!

Aus »Ich will weniger Ja-Sagen« wird: »Ich will ein selbstbestimmterer Mensch werden.« ✊

Wenn du im Wesentlichen schon bist bzw. als das fühlst, was dein Leitsatz besagt, gut für dich. Betrachte es als mentalen Baustein für den Neuanfang.

Das Annehmen der neuen oder »Ausbessern« der bestehenden Identität geht erst mit dem Aufnehmen zielgerichteter Gewohnheiten einher. Das wird die eigentliche Arbeit.

Dein Startpunkt

Es gibt verschiedene Herangehensweisen, um eine Geschichte zu erzählen.

Die wichtigsten zwei sind: 1) ausgehend vom Plot (der Handlung) – doch den Plot unseres Lebens können wir kaum selbst bestimmen. Anders gesagt: Shit happens.

Oder 2) ausgehend von den Figuren. Mit welchen Menschen wir uns umgeben (ein wichtiger Faktor), darauf haben wir natürlich auch nur bedingt Einfluss.

Doch ein guter Startpunkt ist, sich selbst – in aller Bescheidenheit – als Hauptfigur zu betrachten. 🦸 Und nun geht es darum, der Hauptfigur eine Mission zu geben.

Stecke ein Hauptziel

Wir warfen einen Blick zurück. Wir sahen in den Spiegel. Nun schauen wir schauen nach vorn – und danach brechen wir endlich auf.

Du hast dir ins Bewusstsein geholt, was der Hauptgrund ist, einen Neuanfang wagen zu wollen.

Du hast in Worte gefasst, wer du als Hauptfigur deines neuen Lebensabschnitts sein willst, welches Merkmal dich so stark auszeichnen soll, dass es als identitätsstiftend gelten kann.

Soweit, so gut. Nun kommen wir zum Hauptziel für unsere Heldenreise. Hätten wir nicht vom Grund direkt das Ziel ableiten können? 🎯

Das Problem mit Zielen

Beispiel! Nehmen wir an, dein Hauptgrund sei, mehr von der Welt sehen zu wollen.

Das könntest du auch durch eine einjährige Weltreise erledigen. Sicher ein großartiges Erlebnis. Aber kein Neuanfang im hier gemeinten Sinne.

Nach einem Jahr kehrst du heim und am Montag geht es wieder ins Büro. Würdest du dich dann einen »Globetrotter« nennen, oder eine, die »die Welt wie ihre Westentasche« kennt?

Nein, du hast keinen Neuanfang gemacht, sondern eine Auszeit genommen. Das ist voll in Ordnung und reicht manchmal schon. Aber es ist nur die erste Etappe von dem, worum es hier geht.

Das Problem mit Zielen ist, dass sie ohne den richtigen Rahmen eine Sackgasse sein können – oder gar ein Zirkelschluss, bei dessen Erreichen du genau da stehst, wo du angefangen hast.

Ziele sind wichtig, aber sie sind immer nur Zwischenziele, nach deren Erreichen es irgendwie weitergeht bzw. weitergehen muss.

SMART an den Start gehen

Deshalb geht es beim Hauptziel auch darum, ein ambitioniertes, fernes Ziel zu formulieren.

Der Clou ist: Wenn du es richtig angehst mit den sieben Etappen, dann darfst du das ferne Ziel auch knapp verfehlen. Damit steht und fällt nicht deine Mission.

Selbst wenn du also dein ambitioniertes Hauptziel nicht exakt erreichst, wirst du trotzdem deinen Kurs gewechselt und einen Neuanfang gewagt haben.

Merke: Der Neuanfang besteht darin, in Richtung eines Ziels aufzubrechen – nicht erst darin, dieses Ziel zu erreichen.

Das Erreichen (oder knappe Verfehlen) wird nur noch eine Randnotiz sein. Du wirst schon vorher neue Missionen aushecken – so ticken wir Menschen einfach.

Trotzdem muss das Ziel realistisch sein, um sich als (erstes) Hauptziel für dein neues Leben zu eignen – und noch mehr als das. Beim Formulieren eines solchen Ziels hilft eine altbekannte Vorgehensweise aus dem Projekt- und Zeitmanagement.

Ein Ziel muss SMART sein, wie es so schön heißt. SMART ist ein Kürzel für folgende Eigenschaften, die dein Hauptziel haben sollte:

  • Spezifisch (hinreichend detailliert)
  • Messbar (in konkreten Zahlen)
  • Attraktiv (herausfordernd, ohne zu überfordern)
  • Realistisch (unter den gegebenen Umständen)
  • Terminiert (mit einem festen Zeitpunkt)

Beispiel aus eigener Erfahrung

Mein eigener Hauptgrund für einen Neuanfang bestand einmal darin, mehr Zeit für eigenen kreativen Kram zu haben (kreatives Schreiben, Produktion von Kurzfilmen und Videos und all sowas).

Das heißt, ich wollte ein selbstständiger Kreativer sein – oder ein kreativer Selbständiger? Den Begriff »Content Creator« hatte ich zu der Zeit noch nicht als Perspektive auf dem Schirm.

Ebenso wenig kannte ich damals diese sieben Etappen, weshalb ich mein Ziel leider nie so klar definiert habe. Heute würde ich das smarte Hauptziel für meinen Neuanfang wie folgt formulieren:

Ich will finanzielle Freiheit erreichen, indem ich mir mit der Erstellung digitaler Inhalte in den nächsten dreieinhalb Jahren mehrere, hinreichend passive Einkommensströme aufbaue, um fortan mehr Geld und Zeit für eigene kreative Projekte zu haben.

Es ist, wie gesagt, ein Zwischenziel – gefolgt von weiteren Zielen, die sich verstärkt auf eigene kreative Projekte beziehen.

Auch kein schlechtes Hauptziel übrigens, um sich die Sache mit dem Weltreisen zu verwirklichen. Tausche einfach den letzten Halbsatz aus, »um fortan genug Geld und Zeit für regelmäßige Reisen zu haben.«

Bilde gezielte Gewohnheiten

Damit kommen wir zur letzten und härtesten Etappe des Vorhabens, einen Neuanfang wagen zu wollen. Bis hierher war alles ein schönes Gedankenspiel, das nun in die Tat umgesetzt werden muss.

Betrachte dein Hauptziel, das in zwei, fünf, zehn Jahren Ferne liegen mag – und überlege dir, du zum Erreichen dieses Ziels bis zur Halbzeit erledigt haben solltest. Diese Überlegung brichst du immer wieder herunter.

Was muss im nächsten Jahr, Halbjahr, Monat erreicht sein, um deinem Hauptziel näher zu kommen? Was ist dafür in der kommenden Woche zu tun? Und was am morgigen Tag? 🗓

Du kannst jederzeit einen Neuanfang machen. Morgen kann der erste Tag dieses neuen Lebens sein, das du dir ausgemalt hast. Doch damit das gelingt, musst du eine Sache unbedingt beachten: Konsistenz (consistency).

Im Englischen hat der Begriff mehr von der Bedeutung, die hier gemeint ist: Beharrlichkeit, Durchhaltevermögen, Sich-selbst-treu-bleiben. In diesem Sinne konsistent musst du sein, um den Neuanfang wirklich durchzuziehen.

Was auch immer es also ist, dass du am morgigen Tag zu tun hast, denke direkt darüber nach, wie es diese eine kleine Sache als tägliche Gewohnheit etablieren kannst.

Mit kleinen Gewohnheiten werden große Ziele erreicht. Nicht, indem du dir fünf Dinge auf einmal neu angewöhnen willst, sondern erstmal eine kleine Gewohnheit in deinen Alltag integrierst.

Für mich ist es die Gewohnheit, täglich zu schreiben. Beiträge wie diesen hier. Und täglich zu lesen. 📚 Bücher wie Atomic Habits von James Clear (zu Deutsch: Die 1 Prozent Methode).

In dem Buch geht’s genau darum, wie sich Gewohnheiten ändern lassen. Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die einen Neuanfang wagen wollen! Ich fasse zusammen:


Wie plant man einen Neuanfang?

Man plant einen Neuanfang, indem man sich zunächst ganz klar darüber wird, was genau man ändern möchte. Dabei gilt es, sich weder in Details noch im Vagen zu verlieren, sondern den Fokus auf eine Sache zu lenken – als Ausgangspunkt für den Neuanfang.

Zum konkreten Vorgehen:

  • Eine Auszeit nehmen
  • Zur Ruhe kommen
  • Beweggründe bewusst machen
  • Hauptgrund finden
  • Hauptfigur definieren
  • Hauptziel stecken
  • Gewohnheiten etablieren

Im Detail sind diese Etappen oben beschrieben.

Zu guter Letzt: Was bei mir zur Motivation beiträgt, sind Wahrheiten, die ins Herz oder einen Nerv trifft. Damit sind keine logischen, rationalen Wahrheiten gemeint, sondern solche, die mir persönlich intuitiv wahr erscheinen.

Es mögen Binsenweisheiten sein, Gemeinplätze ohne tiefere Erkenntnis, nichts Neues. Na und?

Ich suche nicht nach Überzeugung (überzeugt bin ich längst), nur nach einem Schuss mentaler Unterstützung – und vielleicht findest ja auch du mentale Unterstützung und Motivation in den folgenden Sprüchen und Zitaten zum Thema Neuanfang wagen.

Neuanfang wagen: Sprüche und Zitate

Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen.

Georg Christoph Lichtenberg: Schriften und Briefe (1992)

Misserfolg ist lediglich eine Gelegenheit, mit neuen Ansichten noch einmal anzufangen.

Henry Ford: Mein Leben und Werk (1923)

Wir brauchen nicht so fortzuleben, wie wir gestern gelebt haben. Machen wir uns von dieser Anschauung los, und tausend Möglichkeiten laden uns zu neuem Leben ein.

Christian Morgenstern: Aphorismen (1987)

Wenn man sein Ziel erreicht hat, muss man neu anfangen und dabei immer das nutzen, was man auf dem Weg gelernt hat.

Paulo Coelho

Alle verstoßenen Liebenden sollten eine zweite Chance bekommen – aber mit jemand anderem.

Mae West: Wit & Wisdom of Mae West (1967)

Das Schönste an der Zeit ist, dass man sie nicht im Voraus verschwenden kann. Das nächste Jahr, der nächste Tag, die nächste Stunde liegen für dich bereit, so perfekt, so unverdorben, als hättest du nie einen einzigen Moment deines Lebens verschwendet. Du könntest jede Stunde ein neues Blatt aufschlagen, wenn du nur willst…

Arnold Bennett: The chief beauty about time…

Man kann so viele Dinge mit einem neuen Menschen beginnen! – Man kann sogar anfangen, ein besserer Mensch zu werden.

George Eliot alias Mary Anne Evans: Middlemarch (1871)

Mit dem Selbstvertrauen ist es wie mit dem Quellwasser. Es versiegt nur selten. Wer sie findet, diese Quelle im eigenen Ich, kann sie ein Leben lang nutzen. Alles Suchen, alle Umwege sind nichts als Verirrungen im Labyrinth der Möglichkeiten. Rückschläge und der erlittene Neuanfang speisen das Vertrauen in uns selbst. Denn nicht der Durst, sondern Leiden schafft Leidenschaft.

Reinhold Messer: Über Leben (2014)

Und jedem Anfang wohnt…

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Hermann Hesse: Stufen (04.05.1941)

Der Tiefpunkt wurde zum soliden Fundament, auf dem ich mein Leben wieder aufgebaut habe.

J. K. Rowling

Man reißt das Alte nieder, um das Neue zu errichten. (You raze the old to raise the new.)

Justina Chen: North of Beautiful (2009)

Unterschätze nie die Macht, die du hast, um deinem Leben eine neue Richtung zu geben.

Germany Kent

Wir können den Wind nicht ändern, doch die Segel anders setzen.

Nicht von Aristoteles (Quelle unbekannt, trotzdem schön)

Deine Gedanken zum Neuanfang

Damit sind wir am Ende wieder beim Bild vom Schiff auf hoher See angelangt. Ich wünsche von Herzem gute Fahrt und nur das Beste für den Neuanfang!

Feedback und Fragen wie immer in die Kommentare – und gerne auch Antworten: Was sind deine Erfahrungen und Gedanken zum Thema Neuanfang wagen? Worin bestehen für dich Schwierigkeiten? Welche Tipps würdest du mit auf den Weg geben?

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