Die Kinder schlafen noch, die Arbeit an neuen Kursen kann warten. Ich nutze die Morgenruhe mal für Fragen, die mir in den vergangenen Tagen so kamen: Was macht einen richtigen Papa aus? Wie kann ich ein guter Vater sein? Die Antwort scheint klar.
Ein guter Vater kann ich sein, indem ich für meine Kinder da bin – nicht nur für deren Unterhalt (das macht einen guten Versorger aus). Generell gilt als guter Vater, wer für seine Kinder sowohl Beschützer als auch Spielkamerad sein kann, wer ansprechbar, hilfsbereit und einfühlsam ist.
Das sind eine ganze Reihe von Anforderungen, die so eine Vaterschaft mit sich bringt. Am wichtigsten ist wohl, dass wir dem Vatersein überhaupt Zeit einräumen, neben unseren anderen Rollen im Leben. Das ist leichter gesagt als getan. Deshalb ist der erste Tipp auch der schwerste.
Wichtig: Diese Tipps beziehen sich auf Vaterschaft mit kleinen Kindern (unter 3 Jahren). Was den Umgang mit älteren Kids angeht, na ja, Ergänzung folgt beizeiten. 😉
Mit Tipps sind hier Gedanken gemeint, die mir gut genug erscheinen, um sie zur Diskussion zu stellen. Was du selbst davon hältst oder ob du andere Tipps vorschlagen möchtest, das lass mich gerne via Kommentar wissen. Los geht’s!
Vorweg noch: Wenn du Bock hast, zwei jungen Vätern dabei zuzuhören, wie sie neben Beruf und Familie ihre kreative Ader ausleben, hör’ mal in unseren Podcast rein – Schrott oder Schrein, gibt’s auf Spotify.
Verantwortung übernehmen
Wie viel Zeit – vor allem: quality time – im Alltag mit den Kindern verbracht werden kann, hängt von den Lebensumständen ab: Beruf, Gesundheit, anderweitige Verantwortlichkeiten. Zum Teil auch von der eigenen Einstellung: Nehme ich mir nach der Arbeit erstmal Zeit für mich, für Freunde, oder erstmal für die Kids?
Was einen richtigen Papa ausmacht, sind klare Prioritäten. 1) Das eigene Wohl, für das wir selbst die volle Verantwortung tragen. 2) Das Wohl der eigenen Kinder, für die wir Mitverantwortung tragen. 3) Die Unterstützung der Person(en), mit der oder denen wir uns diese Verantwortung teilen.
Verantwortung ist ein gewichtiges Wort – und wichtigster Part vom Vatersein. Vielleicht hilft es, sich die Verantwortung auf unseren Schultern nicht als schweres Kreuz vorzustellen, unter dem wir ächzen, sondern eine Langhantel, die zu stemmen uns stärker macht.
(Den Begriff »Langhantel« musste ich nachschlagen.)
Ob und inwiefern sich äußere Umstände und innere Einstellung mit Blick auf die Frage »Wie kann ich ein guter Vater sein?« beeinflussen lassen, das muss jeder für sich selbst wissen oder in Erfahrung bringen.
Nur so viel, weil die Reihenfolge der Prioritäten überraschen mag: Sich ums langfristige eigene Wohl zu kümmern kann auch genau darin bestehen, kurzfristige eigene Bedürfnisse zum Wohl der Kids mal für ’ne Weile nach hinten zu stellen.
Denn was dafür an kindlicher Liebe und Zuneigung zurückkommt, spielt wiederum dem persönlichen Wohlbefinden zu – wie beim Doppelpass.
(Den Begriff »Doppelpass« musste ich auch nachschlagen. Schluss mit den Sportmetaphern.)
Tipp: Wenn du, wie ich, ein Online-Business starten willst, um mehr Zeit für deine Familie zu haben – vielleicht sogar im Bereich Content Creation kann ich dir meinen Newsletter empfehlen. Darin teile ich alle Einsichten, die ich im Zuge dieses Vorhabens so lerne.
Rituale und Routinen etablieren
Rituale und Routinen fördern bei Kindern das Gefühl von Geborgenheit und Normalität: »Alles ist wie immer« – und das ist gut so. Routiniert in den Tag zu starten, lässt Kinder ausgelassener spielen. Mit Ritualen den Tag beenden, lässt Kinder besser in den Schlaf finden.
Gute Rituale und Routinen für Kinder sind:
- Feste Schlafenszeiten
- Gemeinsame Mahlzeiten
- Gute-Nacht-Geschichten
- Umarmung und Winken zum Abschied
- Wochenendausflüge
- Pusten bei kleinen Verletzungen
- Handgeben zur Entschuldigung
Ich erinnere mich an einen Dialog aus einem Film (den Titel habe ich vergessen). Darin erzählt jemand, sein Vater habe ihn oft raten lassen, wie viel Kleingeld da in seiner Hosentasche klimpert. Und wenn das Kind richtig geraten hat, bekam es das Geld. Auch ein schönes Ritual. (Obwohl der Vater, fürchte ich, ansonsten kein guter Vater war… wie hieß dieser Film nochmal!?)
Das Beispiel soll zeigen: Du kannst dir, neben all den gemeinsamen Familien-Routinen auch Rituale überlegen, die nur zwischen den Kids und dir als Vater bestehen, um die Bindung zu stärken.
Kleine Alltags-Abenteuer einbauen
Mit Routinen ist es wie mit Regeln: Manchmal sind sie dazu da, um gebrochen zu werden. Ein Alltags-Abenteuer kann für kleinste Kinder schon der Gang zum Briefkasten sein. Ihn selbst aufschließen, die Post rausholen und an die Großen verteilen zu dürfen: super!
Überhaupt, jedwede Aufgabe, die üblicherweise Mama und Papa übernehmen, hat auf Kinder zumindest für eine Weile einen Reiz. Sie einfach mal machen (oder mitmachen) zu lassen kann schon Abwechslung bringen. Auch, wenn die Kinder dabei nicht allzu hilfreich sind (Wäsche falten).
Aus manch Ausnahme kann so eine neue Routine erwachsen. Und apropos wachsen: Je älter die Kids werden, desto ausgefallener dürfen die Alltags-Abenteuer wohl sein. (Also noch ausgefallener, als die Post reinzuholen…) Keine Frage: Kinder suchen sich ihre Abenteuer so oder so. Doch als Papa mit dabei sein und zu kleinen oder größeren Erlebnissen anstiften, das macht Eindruck – und Spaß.
Geschichten vorlesen und erfinden
Das Vorlesen ist für Kinder eine der wichtigsten Gelegenheiten zum Lernen. Allgemein gilt Vorlesen als gutes Mittel zur Sprachförderung. Doch auch das Einfühlungs- und Vorstellungsvermögen werden mit Geschichten geschult. Nicht zuletzt vermittelt Vorlesen erstes Wissen über die Welt.
Kinder mögen Geschichten aus vielen Gründen. Neue Geschichten bieten Ablenkung und Abwechslung. Häufig wiederholte Geschichten vermitteln Stabilität und Verlässlichkeit. Vor allem sind Geschichten ein »safe place« zum Erleben neuer Gefühle und Situationen, bestenfalls im Beisein vertrauter Menschen.
Mich fasziniert, wie früh Kinder von Geschichten in den Bann gezogen werden. Wenn sie beim Wickeln oder Zähneputzen widerspenstig sind, kann zwar ein Smartphone mit Netflix-App helfen. Doch gerade vorm Schlafgehen ist Screentime eher kontraproduktiv. Die leuchtend bunten Bilder machen wach und wuschig. Zumal:
Was Kinder an ihren Serien so gefällt, sind gar nicht die Bilder. Es sind die Geschichten.
Schon im zweiten Lebensjahr hat die Frage »Soll ich dir dabei eine Geschichte erzählen?« oft denselben Effekt wie das Einschalten einer Kinderserie. Die Kids halten still und lauschen, wie genial einfach das sein kann! (Manchmal. Funktioniert nicht immer.)
Dazu braucht es keine krassen Storytelling-Skills. Eine wiederkehrende, kurze Geschichte mit ein paar neuen Facetten und altbekanntem Happy End, das reicht vollkommen aus.
Gefahren vorbeugen und locker bleiben
Apropos Happy End: Nicht jede Alltagsepisode nimmt einen glücklichen Ausgang. Die Wohnung kindersicher zu machen ist ein fortlaufender Prozess, begleitet von kleinen Sicherheitsbeauftragten, die jede noch so unwahrscheinliche Schwachstelle ausmachen.
Wir haben extra den eckigen Couchtisch gegen einen runden ausgetauscht. Und was passiert? Kind rutscht auf einem Buch (!) aus und stößt sich am runden Tisch die Lippen blutig. Was lernen wir daraus? Genau, Bücher schaden der Gesundheit. (Tee übrigens auch – zumindest, wenn davon eine heiße Tasse in kindlicher Greifweite steht, zack, zwei Wochen Krankenhaus.)
Es gehört nicht viel Vorstellungskraft dazu, um in jedem Raum ein Dutzend Gefahrenquellen auszumachen – und die Kids auf Schritt und Tritt zur Vorsicht zu mahnen. Gerade wer sich als stereotypischer »Mann im Haus« fühlt, sieht die Sicherheit daheim gern im eigenen Zuständigkeitsbereich. Hier wie so oft der Rat zur gesunden Mitte.
Einerseits ist es nur klug und gut, den schlimmsten Gefahren vorzubeugen (keine Reinigungsmittel in zugänglichen Schränken zum Beispiel). Andererseits müssen Kinder auch mal schmerzhafte Erfahrungen machen und Vorsicht im Umgang mit Risiken lernen, Selbstvertrauen sammeln – Dinge, die unser ständiges Mahnen und Warnen verhindern. Also, Papa, chill’ mal.
Flow-Momente fördern
Es gibt sie schon im ersten Lebensjahr und sie werden dann immer häufiger: Diese Momente, in denen Kinder ganz in ihr Spiel vertieft sind. So lange und so selig, dass es verlockend ist, sich einfach mal dazu zu setzen… TU DAS BLOSS NICHT!!! Na ja, zumindest nicht immer.
Vielen Vätern muss ich’s nicht erzählen. Wenn die Kids mal gerade nicht an den Hosenbeinen hängen, sondern allein klarkommen, hat man ein paar Augenblicke für sich – schön für dich! Aber tatsächlich auch fürs Kind.
Sich für längere Zeit auf ein Spiel konzentrieren, sich darin vertiefen und völlig abtauchen zu können, das ist eine wichtige Erfahrung. Dieser Wissenschaftler, den weniger Menschen richtig aussprechen können als sein Name Buchstaben hat (Mihaly Csikszentmihalyi), prägte den Begriff des »Flows« für solche tiefen Phasen der Konzentration.
Wer sich die Fähigkeit zum Flow im Alter beibehält, wird in vielen Situationen davon profitieren können – im Studium etwa, oder beim kreativen Schaffen. Und wie behält oder trainiert man diese Fähigkeit? Na, durch Übung, von klein auf.
Bester Tipp, oder? Einfach nichts machen. Kinder spielen lassen.
Gefühle ernstnehmen und reflektieren
Bin selbst gerade im Flow und möchte noch so viel mehr schreiben. Doch die Sonne geht auf und das Babyfon meldet sich jeden Moment. Drum komme ich zum Ende. Ein wichtiger Tipp noch, vielleicht selbstverständlich:
Sich nicht über die Gefühlsausbrüche der Kleinen lustig zu machen, das sollte klar sein. Selbst wenn es trotz kleinster Anlässe mal wieder hochemotional hergeht – und wechselhaft wie in einer Achterbahn sowieso.
Was Kindern helfen kann, ist das Beschreiben und Reflektieren ihrer Gefühle (ein Tipp von Remo Largo, wenn ich mich recht erinnere). Gemeint ist, den Kindern zu kommunizieren, was sie da durchmachen: »Du bist gerade furchtbar wütend«, so in der Art. Dazu gibt’s tolle Kinderbücher, wie das von Wim, dem wütenden Äffchen (hier erhältlich).
Tipp: Du hast noch keine Kinder, bereitest dich aber schon mental drauf vor? Vielleicht ist auch dieser Beitrag für dich von Interesse: Warum Vater werden?
Wie kann ich ein guter Vater sein? · Fazit
Im Ernstfall Ruhe bewahren, gut zuhören und auch mal rumalbern können – es gibt so viele Weisen, wie ich ein guter Vater sein kann.
Wenn du bis hierher gelesen hast, denkst du jetzt vielleicht: Na ja, sind auch viele Mama-Tipps dabei, wo ist denn der wirklich Papa-spezifische Stuff? Keine Ahnung, Mann.
Was einen richtigen Papa oder guten Vater ausmacht, ist auch, ein richtig guter Partner zu sein. In jeder Hinsicht und Beziehung. Ein Spielpartner auf Augenhöhe für die Kids. Und ein verlässlicher Partner bei deren Erziehung.
Dazu gehört auf jeden Fall eine zweckdienliche Aufgabenteilung, gerade bei mehreren Kindern. Aber keine künstliche, rein traditionelle Trennung von Aufgabenbereichen, wozu? Jede vermeintliche »Mama-Qualität« kann und sollte sich auch ein guter Vater innehaben. Denke ich. So, jetzt kann der Tag starten.
Ach, und: Natürlich schaff’ ich es selbst nicht, all diese Tipps dauernd zu berücksichtigen. Im real life geht’s drunter und drüber, das ist nunmal so. Dieser Beitrag ist nur der Versuch, eine paar Ideale zur Annäherung vorzuschlagen.
Feedback und Fragen wie immer gerne in die Kommentare!