Wie kommt man dazu, ein Erklärvideo erstellen zu wollen? Mein erstes Erklärvideo habe ich zur Vorbereitung auf eine mündliche Prüfung fürs Studium gedreht. Das war eher eine Aktion, um mir das Lernen interessanter zu machen, hat aber funktioniert. Ich habe die Prüfung bestanden und einen YouTube-Kanal mit Erklärvideos gestartet. Nun, wie erklärt man ein Erklärvideo?
Ein Erklärvideo ist ein kurzes Video zu einem bestimmten Thema, z. B. für die Schule oder YouTube. Es dient dazu, in anschaulicher, kompakter Form etwas beizubringen. Erklärvideos lassen sich klassisch mit einer Kamera drehen oder einfach mit Apps animieren, auch kostenlos.
Erklärvideos sind so beliebt wie nie. Vor allem für Unternehmen, die Kunden ihre Produkte und Dienstleistungen präsentieren wollen. Aber auch in der Schule kommen Erklärvideos immer öfter zum Einsatz. Doch wie lässt sich so ein Erklärvideo erstellen – für die Schule?
In diesem Beitrag erfährst du, warum sich Erklärvideos besser eignen als herkömmliche Präsentationen und welche Vorteile Erklärvideos für Schüler und Lehrkräfte bieten. Und danach geht’s darum, wie du Thema und Stil für ein Erklärvideo findest, sowie ein paar Tipps fürs Skript, um selbst ein Erklärvideo erstellen zu können. Auf geht’s!
Warum Erklärvideo statt Präsentation?
Ein Erklärvideo ist in der Produktion aufwändiger als z. B. die Vorbereitung einer Präsentation mit Power Point oder Prezi. Dafür ist das Ergebnis hochwertiger und etwas, das »bleibt« und sich ohne Mehraufwand wiederverwenden lässt, während eine Präsentation stets aufs Neue gehalten muss.
Der Aufwand von Erklärvideos ist so gesehen nicht unbedingt größer. Er verschiebt sich bloß. Beim Erklärvideo erstellen fließt alle Energie in die Vorbereitung und Produktion. Danach wird nur noch »Play« gedrückt.
Kein Grund zur Aufregung
Bei herkömmlichen Vorträgen stellt die Präsentation einen zusätzlichen Aufwand dar. Oft ist das eigentliche Präsentieren sogar der Part, vor dem nicht wenige Menschen das größte Muffensausen haben. Stichwort Lampenfieber.
Fun Fact: Laut einer Studie haben die viele Menschen mehr Angst vor dem öffentlichen Sprechen als vor dem Tod (Quelle). Heißt für Härtefälle: Wenn sie zu einer Beerdigung müssen, dann lieber im Sarg liegen, als die Trauerrede zu halten. (Alter Joke von Jerry Seinfeld)
Bei einem Erklärvideo muss Aufregung kein Thema sein. Erstens gibt es genug Möglichkeit, Erklärvideos selbst zu machen, ohne das eigene Gesicht zu zeigen. (Sogar ohne die eigene Stimme zu benutzen, dazu gleich mehr.) Zweitens gibt es aber auch beim Sprechen in die Kamera immer die Option, eine Aufnahme zu wiederholen und Misslungenes rauszuschneiden.
Du hast die volle Kontrolle über das Endergebnis.
Erklärvideo erstellen · Einsatzbereiche und Vorteile
Erklärvideos eignen sich inhaltlich sowohl für kurze Einführungen in Themen oder Themenbereiche als auch zur kompakten Vermittlung komplexer Inhalte. Zum Einsatz kommen Erklärvideos auch zunehmend im schulischen Bereich. Als Ergänzung (möchte sagen: Bereicherung) des Unterrichts bzw. der Vorlesung.
Vorteile von Erklärvideos im Überblick:
- Großer Gestaltungsspielraum
- Barrierefreiheit, z. B. durch zusätzliche Untertitel
- Professioneller Eindruck (wenn gut gemacht)
- Kein Grund zur Nervosität
- Mehr Kontrolle über den Inhalt
- Einfache Wiederverwendbarkeit
Ich selbst bin wie gesagt im Rahmen einer Prüfungsvorbereitung für mein Philosophie-Studium auf die Produktion von Erklärvideos als unterhaltsame Lernmethode gestoßen. Auch, um dem Lernen etwas Bleibendes abzugewinnen. Denn ehrlich gesagt vergessen wir nach der Prüfung ja doch das meiste wieder.
Der Vorteil der Wiederverwendbarkeit macht Erklärvideos aber nicht nur für Schulkids und Studierende interessant. Auch und besonders für Lehrkräfte in der Schule oder an der Uni sind sie ein spannendes Format.
Erklärvideos erstellen für die Schule
Mit Erklärvideos lassen sich wiederverwendbare »Mini-Module« erstellen, die den Unterricht oder die Vorlesung auflockern können. Und einmal produziert, bieten sie bei jeder Neuaufführung ein paar Minuten Kaffeepause, na, wenn das nicht ein Träumchen ist!
Erklärvideos sind natürlich nichts Neues. Noch ’n Fun Fact: Das allererste YouTube-Video war praktisch ein (sehr kurzes) Erklärvideo. Darin wird erklärt, was das Coole an Elefanten sei – nämlich, dass sie wirklich, wirklich lange Rüssel haben. Ok, für den Schulunterricht inhaltlich vielleicht etwas mau, aber für YouTube reicht’s. (Siehe hier)
Heute sind Erklärvideos leichter denn je zu erstellen und damit eine echte Alternative zu herkömmlichen Präsentationen. (Der Übergang zwischen Erklärvideo und Präsentation ist mit Anwendungen wie Prezi sogar einigermaßen fließend geworden. Doch als vollwertiges Erklärvideo gilt erst, was keines zusätzlichen Vortrags bei der Aufführung bedarf.)
Genug zum Warum, viel wichtiger ist doch das: Wie? Vorweg erstmal:
Wie viel kostet es, ein Erklärvideo zu erstellen?
Die Kosten für ein Erklärvideo hängen von der Videolänge und der Komplexität des Inhalts und Stils ab. So ist in Video im Flat Design weniger kostenintensiv als eine 3D-Animation. Dank kostenloser Apps und Tutorials muss die Erstellung einfacher Erklärvideos gar kein Geld kosten, wohl aber Zeit.
Wie viel Zeit du investieren willst, liegt ganz bei dir. Es gibt hilfreiche Tools, um auch den Zeitaufwand einzelner Arbeitsschritte zu verkürzen. Das bringt uns zum nächsten Wie?
Wie erstellt man Erklärvideos?
Man erstellt ein Erklärvideo, indem man das Thema und die Zielgruppe definiert: Wer soll was genau verstehen? Dann müssen Skript oder Storyboard entworfen und die Entscheidung für einen Stil getroffen werden: Welche Art von Animation oder Look? Die Umsetzung geschieht via Dreh oder ganz am PC.
Ich persönlich erstelle Erklärvideos, indem ich ein Skript schreibe, es Abschnitt für Abschnitt auswendig lerne und so abschnittsweise vor laufender Kamera »frei« vortrage (also im Realfilm-Stil). Im Schnitt füge ich Bilder, Grafiken, Titel und Musik hinzu, um die Videos abwechslungsreicher zu gestalten.
Einerseits hat diese Art, Erklärvideos zu machen seine Vorteile. Erstens geht das Einsprechen vor der Kamera in der Regel (mit etwas Übung) schneller, als ein Video komplett zu animieren. Zweitens ist es persönlicher und (je nach Performance) ansprechender. Auf diese Weise lassen sich klassischer Unterricht und moderne Mediennutzung verbinden.
Tipp: Wissen unterhaltsam zu vermitteln, das nennt sich Edutainment. Wie du Skripte für Edutainment-Videos schreiben kannst, zeige ich in dem Onlinekurs Edutainment Video Authoring.
Andererseits mögen manche Menschen nicht in eine Kamera sprechen oder haben gar keine Videokamera zur Hand. Das Folgende gilt sowohl die Erstellung von Erklärvideos mithilfe eigener Kamera als auch allein vermittels kostenloser Apps und Tools, die online verfügbar sein.
Thema, Stil und Skripts deines Erklärvideos
Die Erstellung eines Erklärvideos erfolgt in der Regel in 5 Schritten:
- Themenfindung (Recherche und Lektüre)
- Wahl des Stils bzw. der Art von Video
- Wahl des Tools bzw. der App (optional)
- Schreiben des Skripts oder der Outline
- Bild- und Tonaufnahmen (Recording)
- Animationen und Effekte (Feinschliff)
Wähle ein passendes Erklärvideo-Thema
Das Thema eines Erklärvideos sollte so gewählt sein, dass es sich in 2–4 Minuten abhandeln lässt. Längere Videos sind auch möglich, aber mit entsprechend mehr Aufwand verbunden. Bei komplexen Themen bieten sich ggf. besser mehrere Videos als kleine Reihe oder Serie an.
Zur Themenfindung ist es wichtig, sich selbst intensiv mit dem Thema zu befassen. Am besten recherchierst du dazu in verschiedenen Medien, nicht nur in Büchern und Texten allgemein, sondern schaust, ob es auch schon Videos über dein Thema gibt.
Lesen ist trotzdem eine Schlüsselaufgabe, die dir selbst ein tieferes Verständnis dessen vermittelt, was du wiederum anderen beibringen willst. Wichtig bei der Vorbereitung eines Erklärvideos ist die Frage nach der Zielgruppe: Wem willst du etwas erklären?
Entscheide dich für einen Erklärvideo-Stil
Beliebte Erklärvideo-Stile sind:
- Realfilm (inkl. Stockfootage)
- Legetrick oder Whiteboard
- Collage oder Cut-Out-Stil
- Flat-Design-Stil
- Isometrischer Stil (Pseudo-3D)
- Echte 3D-Animationen
Hier mal ein Beispiel für ein Erklärvideo im »Legetrick oder Whiteboard« Stil.
Wer ein Erklärvideo selber machen will, vielleicht zum ersten Mal, sollte sich für eine möglichst einfache Machart entscheiden. Also einen Erklärvideo-Stil, der sich mit einfachen Mitteln in nicht allzu langer Zeit umsetzen lässt. Damit fallen 3D und selbst Flat-Design-Stil schonmal raus.
Vergleichsweise einfach ist wie gesagt der Realfilm-Stil. Das ist auch der ursprünglichste Stil, der vermutlich so alt ist wie das Fernsehen. Ein Stil, mit dem Millennials wie ich aufgewachsen sind (Sendung mit der Maus und so). Um ein Erklärvideo im Realfilm-Stil zu drehen braucht es keine teure Videokamera. Heutzutage reicht dazu ein Smartphone aus.
Als Alternativen bieten sich der klassische Legetrick (auch Whiteboard genannt) an, oder – für Kreativere – der Cut-Out-Stil. Sieht sehr cool aus, hat beim Einstieg aber die steilere Lernkurve.
Falls du sicher bist, dass du nicht selbst vor die Kamera treten willst, aber beim Animationsstil noch keine richtige Entscheidung treffen kannst, dann richte dich doch einfach danach, was Apps und Tools für Erklärvideos an Stilen so zu bieten haben.
Welche App zum Erklärvideos erstellen? (Bitte kostenlos)
Als App für Erklärvideos gibt es eine Auswahl an kostenlosen Anwendungen bzw. Apps mit kostenfreien Einstiegsmöglichkeiten (Freemium-Apps). Dazu gehören Bitable und My Simpleshow. Da sich der Markt an Erklärvideo-Apps schnell ändert, hilft hier eine aktuelle Suche nach »erklärvideo app kostenlos«.
Schreibe ein Skript für dein Erklärvideo.
Beim Aufbau eines Skripts für dein Erklärvideo musst du das Rad nicht neu erfinden. Halte dich einfach an eine etablierte Erklärstruktur wie diese hier:
Auftakt: Nenne das Thema und sag in 1–2 Sätzen, warum es wichtig ist. Beantworte bei längeren Videos kurz die Frage, was dein Publikum in den nächsten Minuten erwarten darf.
Mitte: Behandele der Reihe nach einige Aspekte oder Fragen zu deinem Thema, die in logischer Gedankenfolge aufeinander aufbauen.
Abschluss: Fasse zusammen, was das Publikum als »Learning« oder »Takeaway« mit nach Hause nehmen soll. Was sollte von deinem Video hängenbleiben?
Wichtig: Fang’ mit dem Ende an! Überlege dir, worauf dein Video hinausläuft. Was willst du erklären? Dann überlegst du dir, was dein Publikum dazu verstehen muss und baue dieses Verständnis sozusagen Schritt für Schritt auf. Zuletzt, wenn dein Skript steht, schreibst du dann die kurze Einleitung. Dann weißt du ja bereits, was dein Video genau erklären wird.
Weitere Tools zum Erklärvideo erstellen für die Schule
Life-Hack zum Schreiben: Auf der Website rytr.me kannst du dir Texte zu bestimmten Themen von einer künstlichen Intelligenz schreiben lassen – kostenlos und in Sekunden. Das funktioniert sogar in deutscher Sprache erstaunlich gut. Beispiel gefällig? Auf die Frage »Wie funktionieren Erklärvideos?« spuckt Rytr diese Antwort aus:
Damit ein Erklärvideo effektiv ist, muss es ansprechend, informativ und leicht verständlich sein. Die besten Erklärvideos sind solche, die Storytelling-Techniken wie Dialoge, klare Bilder, Humor und Metaphern verwenden, um die Zuschauer mit dem Inhalt zu beschäftigen.
Rytr
Ein bisschen hohl, dieser Absatz. Offensichtlich weiß die Maschine (noch) nicht so wirklich, wovon sie spricht. Zur Anregung dient dieses Tool aber allemal. Denn wer bisher nicht daran gedacht hat, ein bisschen Humor ins Skript einzubauen, wurde hiermit freundlich daran erinnert.
Life-Hack zum Sprechen: Wo wir schon bei künstlicher Intelligenz oder nützlichen Online-Tools für Erklärvideos sind: Du kannst dir dein Skript auch automatisch vorlesen lassen, von Stimmen, die nicht wie Alexa oder Siri klingen. Probiere dazu einfach mal den kostenlosen Testzeitraum von Wellsaidlabs aus.
Wie erstelle ich ein Screencast?
Einen Screencast erstelle ich am besten mit OBS Studio. Das ist eine kostenlose Software mit einem großen Funktionsumfang. Weil sie so weit verbreitet ist, gibt es zu OBS auch viele hilfreiche Tutorials auf YouTube.
Ein Screencast eignet sich, um Vorgänge direkt am Bildschirm (Screen) zu zeigen. Ich habe dieses Format hier nicht als Erklärvideo-Stil aufgenommen, da es sich bei Screencasts meist um Tutorials handelt. Auch Tutorials sind Erklärvideos, allerdings mit stärkerem Praxisbezug (How-to-Videos) als Education- bzw. Edutainment-Inhalte, wie sie hier gemeint sind.
Soweit eine kleine Einführung zum Thema Erklärvideos. Feedback und Fragen wie immer gerne in die Kommentare. Ich wünsche frohes Schaffen!