Was ist Glück? Die wichtigste Sache im Leben, klar. Was ist das Glück, fragen manche deshalb: Was ist diese eine Sache? Geld, Liebe, viele Kinder oder keine Sorgen zu haben? Zunächst müssen wir verstehen, dass es das eine Glück gar nicht gibt. In diesem Beitrag geht es um die drei Arten von Glück und verschiedene Weisen, glücklich zu werden. Wichtig sind dazu auch ein paar Einsichten aus der Philosophie, doch keine Bange: Hier wird Glück einfach erklärt.
Welche Glücksarten gibt es? Einfach erklärt.
Die drei Arten von Glück sind, kurzgesagt: 1. Glück, das uns von außen zufällt (Zufallsglück) wie ein Lottogewinn; 2. Glück, das von innen erlebt wird (Glücksgefühl) wie Lebensfreude oder Zufriedenheit; 3. Glück, das von uns erstrebt und erworben wird (Erfolg), wenn uns etwas gelingt oder eben glückt.
Ausgerechnet in der deutschen Sprache, die sonst so reich an Bezeichnungen und Unterscheidungen ist, gibt es für diese drei Bedeutungen nur einen Begriff, eben: Glück. Schauen wir uns die drei Arten von Glück mal genauer an. Dazu fasse ich zusammen, was ich in einem Seminar zum Thema Glück im Masterstudiengang Philosophie gelernt habe.
Geleitet hat dieses Seminar Prof. Dr. Hubertus Busche, der große Begriffe wirklich sehr gut erklären kann. Siehe dazu auch: Was ist Kultur?
Was ist Zufallsglück? Merkmale und Beispiele
Zufallsglück ist die erste Art von Glück. Sie kann uns passieren, noch ehe wir auf die Welt kommen. Wenn wir das Glück haben, im Bauch eines gesunden Menschen heranzuwachsen; oder in eine Familie geboren zu werden, die uns liebt und fördert, dann ist das Glück, das uns von außen zufällt.
Zum Begriff: Das uns zufallende Glück oder Zufallsglück heißt im Englischen fortune. (Achtung: nicht luck, das hat eine andere Bedeutung, dazu gleich mehr). Glück haben infolge günstiger Umstände wäre: to be fortunate. Der Gegenbegriff ist Pech oder Unglück (misfortune). Sprichwörtlich kennen wir alle den Pechvogel und den Glückspilz, der eine »Glückssträhne« hat, oder auch »mehr Glück als Verstand«. (So fühle ich mich oft.)
Zufallsglück ist keine Entscheidung
Merkmale von Zufallsglück sind Unplanbarkeit und Unverfügbarkeit. Wir können dieses Glück nicht erzwingen. Glücklich in diesem Sinne ist, wenn einer Person eine eher seltene Abfolge von guten Dingen geschieht oder passiert (passiv), ohne (aktiv) etwas dafür getan zu haben. Einfach so.
Etwa, weil diese Person zufällig »zur richtigen Zeit am richtigen Ort« ist oder auch »Glück im Unglück« hat.
Das Überleben eines schlimmen Unfalls ist ein Beispiel für Zufallsglück. Weitere Beispiele: Das Erleben oder Finden von etwas Gutem, ohne danach gesucht zu haben. Sei es ein schöner Sonnenuntergang oder eine Tasche voller Geld. Das klassische Beispiel für Zufallsglück ist ein Lottogewinn.
Beim Beispiel Lottogewinn zeigt sich: Dieses Glück kann nur Menschen treffen, die ein Los kaufen. Wenn das (nicht mehr ganz so zufällige) Glück eine Person trifft, die sich darum bemüht hat, ist im Englischen von luck die Rede. Das »überhaupt mitzumachen« und »den Hut in den Ring werfen« gilt für vieles im Leben, nicht nur fürs Glücksspiel, das übrigens auch süchtig und unglücklich machen kann.
Was ist das Glücksgefühl?
Das Glücksgefühl ist die zweite Art von Glück, das von innen erlebte Glück. Irgendwann im Mutterleib beginnen wir daran teilzuhaben. Und kaum sind wir auf der Welt, quietschen wir schon bald vor Freude. Wenn dauerhaft empfunden, wird das Glücksgefühl auch Lebensfreude oder Zufriedenheit genannt.
Zum Begriff: Im Englischen sind Glücksgefühle als joy oder pleasure (kurzweilig) bzw. als happiness (dauerhaft) bekannt. Glücklich sein infolge einer Gefühlslage oder inneren Stimmung heißt: to be happy. Gegenbegriffe gibt es viele, von der Unzufriedenheit über Kummer und Leid bis hin zu Schmerz und Trauer.
Was ist Erfolg?
Erfolg ist die dritte Art von Glück, das erworbene Glück. Diese Art von Glück können wir erst erleben, wenn wir anfangen, danach zu streben. Spielerisch tun wir das schon als kleinste Kinder. Gemeint ist das Gelingen (Glücken) einer Aufgabe oder das Erreichen eines Ziels.
Zum Begriff: Im Englischen heißt es to succeed, was zum success führt. Also zu dem, was wir im Deutschen als »Erfolg« bezeichnen. Sprichwörtlich ist vom »Schmieden des eigenen Glückes« oder »Glück der Tüchtigen« die Rede. Gegenbegriffe sind der Misserfolg, das Missglücken oder Scheitern. Glücklich im dritten Sinne ist, wer auf eine bestimmte Weise entscheidet und handelt und damit Erfolg hat.
Als Erfolg zählt, was angestrebt und erreicht wird. In der Schule z. B. eine gute Note. Im Beruf zählt es als Erfolg, etwas zu verkaufen. Im Privatleben können gelungene Haushaltaufgaben (das Bad putzen) als Erfolge verbucht werden. Für Kinder zählt es als Erfolg, aus dem Becher trinken zu können.
Umgangssprachlich ist mit Erfolg jedoch meist Größeres gemeint. Dazu gleich mehr.
Drei Arten von Glück, genauer erklärt
Das zufallende Glück
In besagtem Philosophie-Seminar wurde das zufallende Glück definiert als positiv erlebte Ereigniskette bzw. Ereignis von mehr oder weniger hoher Unwahrscheinlichkeit. Die positive Beurteilung einer Sache als Zufallsglück ist jedoch sehr situativ und subjektiv.
So kann die eine Person etwas als glücklichen Zufall bewerten, was andere gar nicht als solchen bemerken würden. Derselbe Zufall kann sich in weiterer Folge der Ereignisse als Pech entpuppen. Etwa, wenn der »zum Glück« noch rechtzeitig erreichte Flug in einem Absturz endet.
Oft nehmen wir unser Glück im Sinne günstiger Lebensumstände gar nicht wahr. Dazu gehört das zugefallene Glück in Form einer harmonischen Familie oder langjährigen Gesundheit, auch das große Glück treuer Freundschaften. Sich diese glücklichen Gegebenheiten bewusst zu machen, ist ein Rat, den schon der Philosoph Schopenhauer gegeben hat.
Schopenhauer über den Wert der Dinge
Beim Anblick Dessen, was wir nicht besitzen, steigt gar leicht in uns der Gedanke auf: »wie, wenn Das mein wäre?« und er macht uns die Entbehrung fühlbar. Statt Dessen sollten wir öfter fragen: »wie, wenn Das nicht mein wäre?« ich meyne, wir sollten Das, was wir besitzen, bisweilen so anzusehn uns bemühen, wie es uns vorschweben würde, nachdem wir es verloren hätten; und zwar Jedes, was es auch sei: […] denn meist belehrt erst der Verlust uns über den Werth der Dinge.
Arthur Schopenhauer: Aphorismen zur Lebensweisheit, Kap. 5, 14
Das zufallende Glück ist in seiner Verteilung ungerecht und in seiner Dauer unbeständig. Nicht umsonst heißt es in Sprichwörtern, das Glück gleiche dem Balle, es steige zum Falle. Oder: »Glück und Glas, wie leicht bricht das?«. Damit ist Zufallsglück gemeint. (Die reiche Auswahl an Sprichwörtern verdanke ich Prof. Dr. Busche, der sie in einer Präsentation mit uns geteilt hat.)
Das erlebte Glück
Unser Glücksempfinden unterscheidet sich nicht nur in seiner Dauer, sondern auch in seiner Intensität. Akutes, intensiv empfundenes Glück nennen wir Lust. Dauerhaft gefühltes Glück bezeichnen wir als Lebensfreude. Die Lust ist meist eine kurze Angelegenheit. Die Lebensfreude hingegen ist weniger intensiv und geht auch mal mit Phasen der Unlust einher.
Glücksgefühl hat viele Ursachen. Eingeteilt nach den Bereichen Körper, Geist und Soziales ließe sich sagen: Zum erlebten Glück tragen (1) körperliche Tätigkeiten bei, wie Sport, Sex und Schlaf; (2) geistige Tätigkeiten wie Lesen, Meditieren oder kreatives Schreiben; und (3) soziales Miteinander.
Weitere Beispiele für erlebtes Glück
Körperlich erlebtes Glück | Geistig erlebtes Glück | Sozial erlebtes Glück |
Abwesenheit von Schmerz | Ideen finden oder verstehen | Anerkennung bekommen |
Spaziergänge | Eine lebhafte Fantasie | Anregende Gespräche |
Speis und Trank | Spiel und Spaß (auch allein) | Spiel und Spaß mit Anderen |
Doch all diese Äußerlichkeiten gehen ins Leere, wenn keine innere Quelle erlebten Glücks gegeben ist. Gemeint ist die Fähigkeit, Freude überhaupt empfinden zu können. Die Fähigkeit, Glück als solches zu erkennen und zu spüren.
Leider können nicht alle Menschen gleichermaßen glücklich sein, zumindest nicht im Sinne des gefühlten Glücks (happiness). Die innere Veranlagung zum Erleben von Glück ist unterschiedlich ausgeprägt – und die Verteilung dieser Anlage ist ungerechtes, unkontrollierbares Zufallsglück (fortune).
Hinzu kommt die Ironie des Schicksals, dass Menschen mit stärker ausgeprägtem Glücksempfinden auch generell weniger Angriffsfläche für Zufallspech bieten, weil sie die Welt ja (ganz »einfach«) in einem positiveren Licht sehen.
Welche äußeren Ursachen zum Glücksgefühl einer Person führen, kann einiges über ihren Charakter verraten. Zum Beispiel, ob diese Person eher Wert auf soziales Miteinander legt, auf geistige Betätigung oder körperliche Ertüchtigung.
Ebenso ist es von Person zu Person unterschiedlich, welchen Stellenwert sie dem erlebten Glück beimisst. Denn nüchtern betrachtet ist das, was uns Lust verschafft, nur in Maßen zu genießen und sonst auf lange Sicht schädlich. Und manche Herangehensweise, die Lebensfreude zu steigern, gehen gar mit dem bewussten Verzicht auf Lust einher.
Tipp: Mehr dazu im Beitrag über Philosophien der Lust, wie Epikureismus und Hedonismus.
Das erworbene Glück
Das erworbene Glück ist das Ergebnis geglückter Ziele und die einzige Art von Glück, über die wir Kontrolle gewinnen können. Allerdings nur bedingt, denn das Zufallsglück pfuscht uns auch hier in die Karten. Doch während wir weder das uns zufallende Glück noch unser Glücksempfinden an sich direkt beeinflussen können, haben wir genau diese Chance beim erworbenen Glück.
Das Glücken unserer Ziele wird nämlich umso wahrscheinlicher, je mehr Energie wir in Fähigkeiten investieren, die zum Gelingen dieser Ziele beitragen. Das wiederum kann dann auch zu einer Quelle des erlebten Glücks werden. Auf dem erworbenen Glück liegt der Fokus all der Ratgeber und meist auch der Philosophie zum Thema Glück.
Was ist Glück für mich? Beispiele
Glück ist für mich etwas, zu dem wir viel beitragen können. Ich erkläre es mal am Beispiel meines Berufs, Content Creation, also der Kreation von Inhalten (content) fürs Internet. Mit jedem Online-Beitrag, den ich schreibe oder als Video aufbereite, erhöhe ich meine Chance auf glückliche Gelegenheiten.
Und zwar in Form von Menschen, die auf mich zukommen. Als Edutainment-Creator ist es mein Ziel, Wissenswertes unterhaltsam und verständlich aufzubereiten. Zwar produziere ich auch Online-Kurse (bei Interesse, siehe hier), doch die meisten meiner Inhalte landen frei verfügbar im Internet. Und mit jedem Beitrag, den ich auf diese Weise leiste, vergrößere ich die Oberfläche, auf der Glück an mir »hängen bleiben« kann, sozusagen.
Klar gehört, wie gesagt, auch Zufallsglück dazu. Konkretes Beispiel: Mein Ziel war es mal, alle zwei Wochen ein Video auf meinem YouTube-Kanal zu veröffentlichen. Über dieses Ziel hatte ich einigermaßen die Kontrolle und habe es zum Jahresende hin erreicht. Das war für mich ein Erfolg, erworbenes Glück.
Infolgedessen hat mein Kanal in dem Jahr dann die 10.000-Abo-Marke überschritten – und mich haben zahlreiche Menschen mit Feedback, Fragen und Anliegen kontaktiert. Manche davon waren mit Chancen und Herausforderungen verbunden. Darauf hatte ich keinen direkten Einfluss. Es war Zufallsglück. Allerdings habe ich durch mein Streben nach erworbenem Glück zur Wahrscheinlichkeit dieses Zufallsglücks beigetragen. Im Englischen war’s also luck.
Jedes Glück zählt
Ein vom Pech verfolgtes Leben würden wir wohl kaum als glücklich bezeichnen, selbst wenn die betroffene Person es mit Fassung trägt. Auch scheint ein Leben nicht glücklich zu sein, wenn gar keine Freude empfunden werden kann.
Aber wie steht es um ein Leben, das vom Zufallsglück geküsst und von der betroffenen Person auch als glücklich erlebt werden kann? Reicht diese Kombination allein für ein rundum glückliches Leben, wenn diese Person dabei völlig passiv bliebe und sich nie einer Aufgabe widmen, nie einen Plan fassen, nie ein Ziel stecken und erreichen würde?
Kurz: Kann glücklich sein, wer nie nach erworbenem Glück strebt?
Gedankenspiel zum Glück
Stelle dir vor, du wachst morgens auf – nicht eines Morgens, sondern jeden Morgen – und hast nichts zu tun. Du hast nichts vor. Das zugefallene Glück meint es gut mit dir. Du bist gesund und munter, finanziell sorgenfrei, hast Familie, soziale Kontakte. Und du kannst Freude darüber empfinden.
Wenn die Sonnenstrahlen durchs Fenster blinzeln, das Wetter gut ist, das Frühstück schmeckt, dann fühlst du dich glücklich. Auch, weil ein freier Tag vor dir liegt, niemand etwas von dir will und selbst du keine Ansprüche an dich hast. Du kannst machen, wonach dir der Sinn steht.
Mit einer Ausnahme: Du kannst nichts machen, was dich am nächsten Morgen noch verpflichten würde. Denn morgen soll ja ein neuer, vollkommen freier Tag sein.
Ich denke, dass so kein wirklich erfülltes, »glückliches« Menschenleben möglich ist. Es würde uns einer ganzen Dimension von Glück, eben dem erworbenen Glück, berauben.
Was uns zu Menschen macht
Was Mensch und Tier unterscheidet, könnte gerade diese Fähigkeit sein, Pläne fassen und Ziele verfolgen zu können. Zumindest solche, die über das Sammeln von Nüssen für den Winter hinausgehen. Oder über den Werkzeuggebrauch, um an die Banane zu kommen.
So gesehen ist es auch ein besonderes Merkmal, ein Privileg von uns Menschen, überhaupt scheitern zu können. Denn wer sich keine Ziele stecken kann, wird sie auch nicht verfehlen.
Ein Tier kann Pech haben und Leiden empfinden. Doch dem Tier kann nichts Misslingen im Sinne des erworbenen Glücks. Natürlich ist der Übergang graduell und auch Schimpansen können sich über kleine Misserfolge sehr ärgern. Doch sie blicken nicht am Ende ihres Lebens auf die Summe der eigenen Leistungen zurück, ziehen Bilanz und bereuen, nicht noch dieses oder jenes getan zu haben (nehme ich an).
Ein Tier lebt in den Tag hinein und geht seinen Trieben nach. Das tun wir Menschen auch oft genug. Doch bei uns Menschen ist die Sache komplizierter.
Das Streben nach Glück
Dass wir Glück als solches wahrnehmen, liegt schließlich daran, dass wir auch Pech erkennen. Kleines und großes Unglück, das uns und anderen widerfährt. Und auch daran, dass wir Unzufriedenheit empfinden, Leid und Schmerz, die gelegentliche Abwesenheit von erlebtem Glück.
Ebenso können wir Freizeit und Muße nur als solche wahrnehmen und genießen, wenn wir den Kontrast haben: Aufgaben, Beschäftigung. Wir Menschen arbeiten für unseren Lebensunterhalt, stellen Dinge her, erschaffen Werke und gehen miteinander Beziehungen, Diskussionen und Verträge ein, aus kollektiver Sorge um unseren Lebensraum, unsere Freiheit. Wir sind schuftende, schaffende und handelnde Wesen.
Für ein erfülltes, glückliches Menschenleben braucht es daher auch das Streben nach Glück im Sinne gelungener Entscheidungen und Handlungen, kleiner und großer Erfolge.
Was ist Glück? Von allem etwas!
Betrachten wir die drei Arten von Glück im Zusammenspiel, stellen wir fest, dass zwischen den Glücksarten gar keine Rangfolge besteht. Es ist nicht so, dass eine Art von Glück beim Blick aufs Ganze mehr ins Gewicht fällt als eine andere. Oder, dass eine Art von Glück ohne eine andere nicht möglich sei.
Es gibt lebensfrohe Menschen in Armut und unglückliche Menschen, die in Reichtum hineingeboren wurden. Zwischen Zufallsglück und Glücksgefühl besteht kein Zusammenhang. Oder, frei nach einem deutschen Dichter aus dem 19. Jahrhundert:
Und wenn ihr mich dereinst begrabt, /
Franz von Dingelstedt (Quelle)
sollt ihr auf meinem Steine lesen:
Er hat zeitlebens Glück gehabt, /
doch glücklich ist er nie gewesen.
Erfolg vs. erlebtes Glück
Gleichsam sprechen wir bei geglückten Zielen zwar von erworbenem Glück. Doch das muss kein erlebtes Glück zur Folge haben. Gerade sehr erfolgreiche Menschen laufen Gefahr, über all die Arbeit an ihrem Erfolg den Genuss zu vergessen, den ihnen dieser Erfolg ermöglicht. Sofern sie nicht das Streben nach Erfolg an sich genießen können, opfern sie viele Momente erlebten Glücks einem fernen Ziel. Auf die Gefahr hin, es nie zu erreichen.
Wo jedoch kämen wir hin, wenn alle so behutsam auf ihr Glücksempfinden achteten? Ob im Kampf um die Freiheit, in der Forschung, selbst in der Familie – gibt es nicht Ziele, die größer sind als das persönliche Glück? Ziele, die dem Wohl späterer Generationen dienen? (Siehe dazu auch: Warum Vater werden?)
Scheinbar schließen sich solch langfristigen Ziele und ein rundum glückliches Leben aus.
Ein rundum glückliches Leben
Ein rundum glückliches Leben ist durch Zufallsglück (fortune) direkt auf einem Weg der Zufriedenheit gelandet, im Sinne von Lebensfreude (happiness). Oder es kann durch etwas Bemühen und Geschick und wiederum Zufallsglück im Sinne richtig erkannter Gelegenheiten (luck) auf einen Weg der Zufriedenheit gelenkt werden. Einen Weg, der dann durch gezielte Tätigkeiten zu erworbenem Glück führt, im Sinne von geglückten Vorhaben und erfolgreich erreichten Zielen (success).
So ein Leben würden wir als rundum glücklich bezeichnen – und als Illusion. Es ist ein angestrebtes Ideal, dass es in der Wirklichkeit nicht gibt. Denn, Realitätscheck:
Das echte Leben ist immer auch von so viel Pech und Traurigkeit und Misserfolgen geprägt, dass wir an dessen Ende stets genug »Material« finden können, um statt von einem »rundum« glücklichen Leben eher von einem erfüllten Leben sprechen würden.
Das ist es, was ein menschliches Leben ausmacht. Es ist angefüllt mit all den Erfahrungen, die unser Leben reich machen. Erfahrungen, die Kontraste sichtbar oder spürbar machen, die uns Glück in all seinen Facetten wertschätzen lassen – und sei es bloß durch Empathie mit Menschen, die mehr oder die weniger davon haben.
Fazit und Ausblick
Niemand kann, bei nüchterner Betrachtung all des Elends, das mit dem Leben auf Erden einhergeht – und damit ist auch das Leid der anderen gemeint – wirklich rundum glücklich sein. Dazu bedürfte es schon einiger Ignoranz und Kaltherzigkeit.
Na großartig. Also ging es in diesem Beitrag nur darum, ein Luftschloss aufzubauen, um es im letzten Akt einzureißen? Nein.
Ich halte ein solches Ideal, wie ich es eben beschrieben habe, trotz allem Realitätssinn für erstrebenswert. So, wie es erstrebenswert ist, sich der Gerechtigkeit oder der Wahrheit anzunähern, ohne dass wir sie je in absoluter Reinheit erreichen können. Im Leben geht es nicht um Absolutes, sondern um Annäherung.
In einem späteren Beitrag befasse ich mich mit der Frage, wie wir uns einem rundum glücklichen Leben annähern können. Siehe: Wie kann ich glücklich werden? (Link folgt)
Danke fürs Lesen und alles Gute! Wenn du Anmerkungen hast, hinterlasse gerne einen Kommentar.
Das Glück der Anderen
Vielleicht fragst du dich: Wie kann ich andere glücklich machen? Glück soll ja das Einzige sein, das sich verdoppelt, wenn wir es teilen… oder war’s die Liebe? (Verdoppeln sich nicht auch Viren, wenn wir sie mit anderen teilen? Na ja, du weißt, was ich meine.)
Es braucht weder Weisheit noch Wissenschaft, um einzusehen: Dein Glück hängt auch von den Menschen in deinem Umfeld ab, von deren Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit zum Beispiel. Und genauso gehörst du zum Umfeld anderer Menschen. Deren Glück hängt also auch von deinem Verhalten ab.
Andere glücklich machen – so geht’s
Mit diesen 10 Anregungen kannst du andere glücklich machen.
- Geduldig sein. Eine unauffällige Art, zum Glück der Anderen beizutragen, besteht darin, sie nicht unglücklich zu machen. Setze deine Mitmenschen nicht unnötig unter Druck. Gib’ ihnen stets die Zeit, die sie brauchen.
- Helfen. Die etwas aufwändigere Art, andere glücklich zu machen: Biete bedürftigen Mitmenschen bei Gelegenheit deine Hilfe an. Ohne aufdringlich zu sein und ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
- Nett sein. So einfach. Ein guter, weil wahrer Spruch besagt: »Sei nett. Immer. Du weißt nie, welche Kämpfe dein Gegenüber austrägt.« Dazu gehört, freundlich im Umgangston sein, auch schriftlich via Messenger.
- Zuhören. Die ungeteilte Aufmerksamkeit einer anderen Person ist etwas Seltenes heutzutage. Dabei lässt sich kaum wirkungsvoller Wertschätzung ausdrücken als mit diesem einfachen Mittel: wirklich zuzuhören.
- Vergeben. Nichts lastet so sehr auf den Schultern als das Wissen, bei Anderen in Ungnade gefallen zu sein. Wenn du die Gelegenheit dazu hast, sei nicht nachtragend. Das Leben ist zu kurz für Groll.
- Nicht vergessen. Wenn dir andere etwas Persönliches anvertrauen oder mitteilen, merke es dir, und sei es durch Gesprächsnotizen. Menschen freuen sich, wenn du dich an frühere Gespräche gut erinnerst.
- Eigene Fehler zeigen und Schwächen eingestehen. Du hilfst anderen zu mehr Leichtigkeit im Leben, indem du selbst locker und offen damit umgehst, dass niemand perfekt sein muss.
- Kleine Gesten. Du hast einen Film gesehen, bei dem du dachtest, der würde einer Freundin sicher gefallen? Schreib es ihr. Zeige Menschen hin und wieder, dass du an sie denkst – nicht nur dann, wenn du was von ihnen willst.
Danke, David! Dein wunderbarer Beitrag (den Link unverhofft und zufällig auf Facebook gesehen) hat mich gerade glücklich gemacht und mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.
Viele Grüße, Martina
Hey Martina, danke dir für das Feedback, das freut mich sehr! 🤗
Grüß dich,
Danke für diesen schön zusammengefassten Text. Dafür möchte ich mich bei dir bedanken. Ich habe auch eine kleine Anregung, und zwar wurde hier recht hart betont man könne an der inneren Veranlagung bzw. An der Fähigkeit inneres Glück / innere Zufriedenheit nichts beeinflussen bzw. Ändern. wenn das so gemeint war, verstehe ich zwar dass es gewisse Grundfaktoren gibt die uns prägen bzw geprägt haben, aber ich bin schon klar der Auffassung dass diese Parameter zumindest zu einem Teilgrad bearbeitet werden können. Sei es durch Lebensgestaltung, Selbstfürsorge, Meditation, Spirituelles, Mentales Training und das Wertschätzen der kleinen Dinge im Leben, also so psychologisch/genetisch festgefahren sind wir dann auch nicht, auch wenns ne große Rolle spielen kann. Falls das halt wer ließt der/die so wie ich in einer Depression feststecken, bitte nicht glauben dass daran nichts zu machen ist 😘 Liebe Grüße und alles Gute