Nachhaltig leben, das ist leichter gesagt als getan. Ehe wir uns damit befassen, warum das so ist, vorweg die Frage: Warum ist Nachhaltigkeit so aktuell?
Nachhaltigkeit ist deshalb so aktuell, weil die wissenschaftlich erhobene Datenlage keinen Zweifel daran lässt, dass sich die Bedingungen für menschliches Leben auf der Erde im 21. Jahrhundert dramatisch verändern. Dieser Wandel ist nicht nur messbar, sondern zunehmend auch spürbar.
Gemeint ist natürlich der Klimawandel. 🌏 Inwiefern Nachhaltigkeit diesen beeinflussen kann, kommt auf unsere Definition von Nachhaltigkeit an. Was ist Nachhaltigkeit? Wie definiert sich Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit ist die Bewahrung der Chancengleichheit zwischen den Generationen bis in die unendliche Zukunft – zumindest soweit dies in unserer Macht steht. Diese Definition von Nachhaltigkeit stammt von dem Philosophen Brian Barry aus dem Jahr 1999.
Soweit die Theorie. Aber was heißt das für die Praxis? Wo kann man im Alltag nachhaltig sein? Was kann ich tun, um nachhaltig zu leben?
Inhaltsverzeichnis
- Wie lebt man wirklich nachhaltig?
- Warum ist nachhaltig leben so schwer?
- Das Problem mit der Nachhaltigkeit
- Nachhaltig leben · zwei Argumente
- Die Lösung für mehr Nachhaltigkeit
- Nachhaltig leben · ein Fazit
- Schlusswort von Hannah Arendt
Wie lebt man wirklich nachhaltig?
Allgemein gilt, man lebe nur dann wirklich nachhaltig, wenn man nicht nur weniger Müll produziert und auf unnötiges Plastik verzichtet, sondern am besten auch eigenes Obst und Gemüse anbaut. Diese Vorstellung von nachhaltigem leben lässt sich für die wenigsten Menschen wirklich umsetzen.
Dabei scheint es auf den ersten Blick so einfach zu sein. Es gibt etliche Beispiele für Nachhaltigkeit, aus denen wir uns wenigstens ein paar herauspicken und sie in unsere Gewohnheiten integrieren könnten.
10 Beispiele für Nachhaltigkeit im Alltag
- Blumenwiese statt Rasen mähen
- Duschen statt Baden
- Fahrrad statt Auto fahren
- Gebraucht statt neu kaufen
- Heimaturlaub statt Weltreise
- Leitungswasser statt Plastikflaschen
- Papierlos statt per Post
- Regionaler Anbau statt Avocado
- Stoffbeutel statt Plastiktasche
- Veganismus statt Fleischkonsum
Es ließe sich noch so viel mehr auflisten. Aber was ist besonders nachhaltig? Was ist der größte Hebel, um nachhaltig zu leben?
Der größte Hebel, um nachhaltig zu leben, dürfte für Einzelne die Umstellung der Ernährung sein. Zumindest deuten viele Studien darauf hin, dass Fleischkonsum und Massentierhaltung eine entscheidende Ursache von Treibhausgasen sind. Zudem ist es vergleichsweise einfach, auf Fleisch zu verzichten.
Im Vergleich zum Einkaufen in Unverpackt-Läden zum Beispiel, oder täglichem Radfahren. 🚴🏻 Voll anstrengend.
Wenn möglich, ist der größte Hebel allerdings wohl eher der finanzielle und politische Druck, den Menschen auf höhere Instanzen und Verantwortungsträger wie Baerbock, Habeck, Scholz und Co. ausüben können.
Inwiefern einzelne Menschen überhaupt Einfluss haben, ob es sinnvoll ist, sich persönlich zu einem nachhaltigeren Lebensstil zu motivieren und wie dies gelingen könnte – all das soll im Folgenden aus philosophischer Perspektive erläutert werden, unter der Leitfrage:
Warum ist nachhaltig leben so schwer?
Zunächst einmal: Warum denn Philosophie? Ist Nachhaltigkeit nicht eher was für die Politik? Kurz nachgehakt: Worum genau geht es beim politischen Handeln? Dazu Hannah Arendt:
[…] im Mittelpunkt der Politik steht immer die Sorge um die Welt […] – und zwar die Sorge um eine so oder anders beschaffene Welt, ohne welche diejenigen, welche sich sorgen und politisch sind, das Leben nicht wert dünkt, gelebt zu werden.
Politik ist, im weitesten Sinne, unser Handeln infolge der Sorge um die Welt als gemeinsamer Lebensraum. Und dabei spielt Nachhaltigkeit tatsächlich eine tragende Rolle.
Zu diesem Thema durfte ich bei der Langen Nacht der Politik in Düsseldorf einen Vortrag halten. Eingeladen wurde ich von der Konrad-Adenauer-Stiftung – und zwar wegen meines Bezugs zur Philosophie. 🏛
Denn klar: Die Philosophie hat seit jeher ihren Teil zur Politik beizutragen. Immerhin gäb’s ohne Philosophie weder Demokratie noch Rechtsstaat.
Ich bin allerdings, möchte ich vorwegschicken, kein Philosoph, sondern Philosophie-Student. Ich studiere seit 2016 in Teilzeit und remote, von Zuhause aus, als schon lange bevor das plötzlich alle gemacht haben, bevor es »cool« geworden ist (oder: notwendig).
Beruflich bin ich, wie hier bekannt sein dürfte, im Bereich Content Creation aktiv – damit ist die Kreation digitaler Inhalte wie Onlinekurse und YouTube-Videos gemeint.
Apropos, auch diesen Beitrag gibt’s also Video, siehe hier:
Der anthropogene Klimawandel
Über meine Inhalte ist die Konrad-Adenauer-Stiftung auf mich aufmerksam geworden. Deshalb war ich also bei der Langen Nacht der Politik. Das freute mich natürlich. Aber…
Als ich gefragt wurde, ob ich nicht einen Vortrag halten könne zum Thema Nachhaltigkeit, und zu der Frage »Warum sind nicht alle Menschen einfach nachhaltig?« – da habe ich mich erstmal ertappt gefüllt.
Denn einen nachhaltigen Lebensstil zu führen, das ist bei mir persönlich gerade ein bisschen aus dem Fokus gerückt… thematisch. Dafür gibt es keine Entschuldigung.
Der anthropogene, also menschengemachte Klimawandel ist ein reales, ernstes und verdammt nochmal drängendes Problem, das wir nicht mit der einen Lösung angehen, als wenn da noch was auszudiskutieren wäre, mit welcher Lösung wir denn am besten fahren.
Stattdessen müssen wir alles tun, um den Schaden – der ja bereits angerichtet ist und der nicht mal mehr gering zu halten ist – um diesen Schaden irgendwie abzufedern.
Nochmal: Es gibt keine Entschuldigung, die Klima-Katastrophe, deren Auswirkungen wir gegenwärtig miterleben, nicht als solche anzusehen. Eine Katastrophe, die wir uns selbst eingebrockt haben.
Warum ich kein gutes Vorbild bin
Aber ich will trotzdem den Versuch einer Erklärung geben, warum ich selbst zurzeit kein gutes Vorbild bin. Das hängt nämlich, rede ich mir ein, ausgerechnet damit zusammen, dass ich vergangenes Jahr zum ersten Mal Vater geworden bin. Dabei sollte doch gerade das Vater-Werden dazu beitragen, Vorbild sein zu wollen.
Aber dann sind wir umgezogen, dann sind wir in diesem Jahr nochmal umgezogen, und dann bin ich zum zweiten Mal Vater geworden. 👨👩👦👦 Meine Frau und ich, wir sind sehr happy, aber müde.
Apropos, bevor hier irgendwer einnickt oder wegklickt, weil ich nicht zum Punkt komme, mal kurz der Fahrplan für die nächsten paar Minuten. Da gibt’s nämlich viel mehr als nur einen Punkt, zu dem zu kommen wäre… was steht an?
- Klagelied singen
- Ausgangsfrage ablehnen
- Das eigentliche Problem ansprechen
- Herkömmliche Lösungen sezieren
- Philosophische Lösung vorschlagen
- Überzeugungsarbeit leisten
Kurz erläutert: Ich will mein Leid klagen, Punkt 1. Damit bin ich fast fertig. Dann werde ich die Ausgangsfrage ablehnen, Punkt 2, und ein anderes Thema vorschlagen. Dann will ich darüber reden, weil das – wie ich finde – das eigentliche Problem mit der Nachhaltigkeit ist. Punkt 3.
In Punkt 4 seziere ich dieses Problem und zeige, warum herkömmliche Lösungen nicht funktionieren. Dann versuche ich, Punkt 5, krampfhaft, der Philosophie eine Lösung zu entringen. Weil ich Philosophie studiere und in anderen Bereichen noch weniger Ahnung habe. Und dann will ich dich, Punkt 6, von dieser Brillanz dieser Lösung überzeugen.
Damit gebe ich nach ein paar Minuten auf – und den Rest klären wir dann im Kommentarbereich. Ich freue mich auf die Diskussionen. 🗯
Nachhaltig leben im Familienalltag
Nochmal zurück zu meiner Frau und mir. Wir haben ja beide durchaus die Ambition, nachhaltiger zu leben. Jedoch fällt es uns seit jeher schwer, auf Worte auch Taten folgen zu lassen. Und in letzter Zeit reden wir weniger über das Thema Nachhaltigkeit. Vermutlich weil wir beide merken, dass uns gerade jetzt erst recht die Kraft dazu fehlt, es durchzuziehen.
In der heißesten Umzugsphase, die ausgerechnet in die verschneiteste Winterwoche fiel – wieder keine Entschuldigung, nur Kontext – da hat das sogar mit der Mülltrennung nicht mehr so richtig geklappt. Seitdem nehme ich Gretas strengen Blick doch sehr persönlich.
Und inzwischen umso mehr, wenn ich die Kinder nicht mit Stoff wickele, sondern der Bequemlichkeit halber mit Windeln, von denen ich nicht mal überprüft habe, ob da wenigstens ein beruhigendes Umwelt-Label drauf ist… ich nehme an ja, aber was hieße das schon? 🤷
Nachhaltigkeit hat Priorität?
Nachhaltig leben, das ist bei uns ausgerechnet in diesen krassen 2020er Jahren in den Prioritäten nach unten gerückt. Das darf doch nicht sein! Überhaupt, wer mehrere »Prioritäten« hat, hat keine richtige Priorität.
Von der Politik – denen »da oben« – wünsche ich mir eine klare Priorität. Die Klimakrise in den Griff kriegen, was sonst? Ohne Wenn und Aber, ohne Abwägen, ob die Wirtschaft das aushält.
Andersherum, also das Klima der Wirtschaft unterzuordnen, ha’m wir ja lange gemacht, hat uns den Mist eingebrockt, also bitte, umdenken. Da oben. Aber wälzt das doch nicht auf mich ab, auf uns, dass wir uns mit Nachhaltigkeit befassen müssen!
Meine Prio sind gerade diese beiden Kinder. Das eine ist so aktiv, dass es die chaotische Macht des Universums, diesen »Drang nach Unordnung«, Entropie oder wie das heißt, Tag um Tag zu uns in die Wohnung holt und Chaos stiftet.
(Es ist mir unerklärlich, wie zwei erwachsene Menschen mit dem Ziel, die Bude halbwegs in Ordnung zu halten, völlig abloosen gegen ein kleines Wesen, dass ja nicht einmal das erklärte Ziel hat, alles auf den Kopf zu stellen, sondern nur fröhlich den Ideen nachgeht, die gerade so in dem Köpfchen aufplöppen: den Schuhschrank ausräumen, mit dem Papiermüll spielen, Müsli verteilen…)
Das andere Kind liegt noch etwas passiv herum, wie eine Frikadelle, die sich immerhin selbst meldet, wenn sie gewendet werden will. Also… ja, wo war ich?
Nachhaltigkeit! Ich kann ein Klagelied davon singen. Hab’ ich jetzt getan, das war Punkt 1. Aber darüber reden? Ich kann ja nicht mal in Ruhe darüber nachdenken, warum Menschen nicht einfach nachhaltig sind?
Warum sind nicht alle Menschen einfach nachhaltig?
Mein erster Impuls war, die Frage zu googeln.
Das war tatsächlich keine so schlechte Idee! (Abgesehen davon, dass natürlich auch eine Suche bei Google CO2 verursacht – für Menschen wie mich, die täglich weit mehr Google-Suchen tätigen, als dass sie Meter (!) gehen, vermutlich in bedenklichem Maße…)
Im Internet gibt’s Antworten auf genau diese Frage, viele sogar. Das ist ja das Schöne an wirklich ambitioniert nachhaltig lebenden Menschen, dass die so mitteilsam über ihren Lebensstil sind. Geradezu aufdringlich. Haben scheinbar kein anderes Thema – und schreiben das Internet damit voll.
Ist natürlich nichts anderes, als Leute, die ihren sportlichen Lebensstil kundtun, oder die lieber über Gaming oder Netflix reden, weil das eben ihr Lifestyle ist. Oder junge Eltern, dir über nix anderes als ihre Blagen klagen können.
Aber wenn etwas unser schlechtes Gewissen triggert, dann fällt uns das einfach mehr auf. Uns Ewig-Gestrigen. Uns Sünder*innen. Mit Genderstern! Noch so ein Reizthema.
Also habe ich mal reingelesen, in diese Blogbeiträge zum Thema »Nachhaltig leben«, in denen es um die Schwierigkeiten des nachhaltigen Lebens geht.
Hier die Top 3 Gründe, warum nicht alle Menschen einfach nachhaltig sind.
Gründe gegen nachhaltigen Lebensstils
Erstens: Es ist anstrengend. 😩 Nachhaltiges Zeug recherchieren, Umwege beim Einkaufen, eigene Behälter mitschleppen, vielleicht sogar eigene Tomaten züchten. All das kostet so viel Zeit und Kraft.
Zweitens: Es ist peinlich. 🤦 Es fällt einfach auf. Die Leute stellen dann Fragen, wundern sich, warum denn alles so umständlich gemacht werden muss. Achso, Nachhaltigkeit – ja klar, wenn du meinst, da als einzelne Person was reißen zu können, nimm dich ruhig so wichtig…
Drittens: Es ist teuer. 💰 Es kostet nicht nur Zeit und Kraft, sondern auch Geld, dieser ganze nachhaltige Kram. Der neueste Tesla, um mal ins Extrem zu schlagen, ist doch bestimmt ein nachhaltiges Auto? Kostet nur halt ein überdurchschnittliches Jahreseinkommen. (Ungefähr, ich hab keine belastbaren Zahlen. Jedenfalls sind auch im Supermarkt die nachhaltigeren Produkte doch immer noch die teureren.)
Der Hauptgrund hinter oder über all diesen Gründen ist natürlich der, dass zu wenige mitmachen. Dass nachhaltig lebende Menschen eine Minderheit sind. Und Minderheiten haben’s immer schwer. (Abgesehen vom oberen 1 Prozent. Bei denen läuft’s.)
Da hätten wir also ein paar Antworten auf die Frage, warum nicht alle Menschen einfach nachhaltig sind, nachhaltig leben.
Zusammengefasst: Weil es einfach zu wenige sind, darum. Weil den meisten die Zeit, die Kraft, der Mut und das Budget dafür fehlt. So. Das mögen Antworten sein, aber keine Lösungen zum eigentlichen Problem.
Schon die Frage lenkt ja weg vom eigentlichen Problem, liebe Konrad-Adenauer-Stiftung. Und deshalb habe ich die Ausgangsfrage abgelehnt – oder: abgelegt, beiseite gestellt, Punkt 2 abgehakt – und komme nun endlich auf das eigentliche Problem zu sprechen.
Das Problem mit der Nachhaltigkeit
Das eigentliche Problem ist ja: Warum handeln nicht einfach alle Menschen im Sinne der Nachhaltigkeit? Klingt sehr ähnlich wie die Ausgangsfrage. Der feine Unterschied wird im Folgenden (hoffentlich) klar. Die vorläufige These lautet:
Je mehr einzelne Menschen ein Bewusstsein für und Verständnis von Nachhaltigkeit und dem Erreichen derselben entwickeln, desto einfacher wird es, nachhaltig zu leben.
Und darum müssten wir uns gegenseitig zu einem solchen Lebensstil motivieren – nicht in erster Linie dem nachhaltigen Lebensstil selbst, sondern zunächst einmal einem Lebensstil, der nach Bewusstsein und Verständnis rund um das Thema Nachhaltigkeit strebt.
Das ist das eigentliche Problem, die persönliche Herausforderung, die hiermit etabliert sei. Das war auch schon Punkt 3. Ich hoffe, ihr seid noch dabei, bin zur Hälfte durch. (Fast.)
Ich verspreche, eine Lösung zu präsentieren, die zumindest mir eine neue Motivation beschert hat. Aber es ist ja nicht so, als gäbe es noch keine Argumente, um uns persönlich in die Pflicht zu nehmen. Sehen wir uns bisherige Argumente also einmal kurz an – und überlegen, warum diese Argumente offensichtlich nicht hinreichend ziehen.
Nachhaltig leben · zwei Argumente
Im Wesentlichen sind es zwei Argumente, die wir immer wieder bemühen, wenn es um die Nachhaltigkeit der Einzelnen geht, bzw. um deren übermäßigen Konsum, der eben nicht nachhaltig sei.
An dieser Stelle sollten wir anerkennen, dass unser Kernbegriff »Nachhaltigkeit« alles andere als eindeutig definiert ist und im Spannungsfeld von unzähligen Aspekten steht. Vermutlich haben wir alle teils sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, was mit »Nachhaltigkeit« gemeint ist, während wir fleißig darüber streiten, als sei es klar. Das ist Teil des eigentlichen Problems. Zu wenig Verständnis.
Als eine Definition ziehe ich hier wie oben erwähnt die von Brian Barry zurate, der 1999 schrieb, das Kernkonzept der Nachhaltigkeit bestehe darin, dass es ein X gibt, dessen Wert, soweit es in unserer Macht stehe, bis in die unendliche Zukunft erhalten werden solle.
Das führt prompt zur Frage: Und was ist dieses X? Barrys eigener Vorschlag lautet, das X als eine »Chancengleichheit zwischen den Generationen« zu verstehen. ⚖️ Nachhaltig leben geht demnach mit einer Bewahrung der Chancengleichheit zwischen den Generationen einher.
Die pointierte Gegenüberstellung der folgenden Argumente habe ich wohlgemerkt nicht selbst ersonnen. Ich bin beim Recherchieren auf einen Fachartikel des US-amerikanischen Philosophen Paul Voice gestoßen, den ich hiermit in seinen Kernaussagen kurz wiedergeben will. Auch die Nachhaltigkeitsdefinition habe ich bei ihm gefunden. Also, da hätten wir…
Das rationale Argumente für Nachhaltigkeit
Das rationale Argument appelliert an unser Eigeninteresse und unsere Vernunft. Es sei doch nur in unserem Sinne und vernünftig, nicht heute verschwenderisch mit Dingen umzugehen, die wir in absehbarer Zukunft noch brauchen könnten.
Ein verschwenderischer Umgang mit begrenzten Ressourcen kann selbstschädigend sein – und wer will sich schon den Vorwurf machen, so unvernünftig zu handeln?
Das Problem mit diesem Argument ist, dass der von uns angerichtete Schaden ja oft gar nicht uns persönlich trifft – sondern irgendwelche armen Seelen außer Sichtweite. Die Konsequenzen unseres ungezügelten Konsums werden räumlich und zeitlich derart verzerrt, dass es manchen Menschen durchaus »vernünftig« erscheinen kann, eben nicht nachhaltig zu leben, sondern aus dem Vollen zu schöpfen.
Wer diese Art von kalter, selbstbezogener Vernunft vertritt, wird auch nicht mit dem Gedanken zu überzeugen sein, dass der Schaden ja auch eigene Landsleute oder gar eigene Nachkommen treffen könnte. Von daher reicht das rationale Argument nicht aus. Was haben wir noch?
Das moralische Argument für Nachhaltigkeit
Das moralische Argument appelliert an unsere Pflicht gegenüber den Mitmenschen, mit denen wir in einer geregelten Gemeinschaft leben, einem Sozial- und Rechtsstaat. Und mit jedem Recht, das uns zugestanden wird, geht eben auch die Pflicht einher, dasselbe Recht der Anderen anzuerkennen.
Auch das ist wieder eine sehr rationale Einsicht, die jedoch über die reine Vernunft hinausgeht – und unser Gefühl anspricht, unser Empfinden für Gerechtigkeit. Damit hat das moralische Argument aber auch einen Charakter, der viel mehr Imperativ ist, als das rationale Argument.
Und so, wie Vernunft kalt sein kann, können Gefühle aufheizen – dann, wenn der imperative Ton, der im moralischen Argument mitschwingt, als Aufforderung oder gar Befehl empfunden wird, die eigene Freiheit einzuschränken. WTF!
Ich persönlich versuche doch nur, mein Leben auf die Kette zu kriegen! Was kann ich dafür, wenn mir die Konzerne IHREN GANZEN SCHÄDLICHEN SCHEISS aufzwingen!? Soll ich selbst jetzt dafür verantwortlich sein, beim Einkaufen Plastikverpackungen zu meiden, oder was!? ICH HAB KEINE ZEIT!1!!! Ich muss Geld verdienen, die Miete zahlen, die Kids versorgen. Wie soll das bitte gerecht sein, dass ich jetzt hier so in die Pflicht genommen werde, HE!!!???
Das moralische Argument ist eine schöne Idee, stößt im realen Leben aber mehr Debatten an, als es zu Lösungen beiträgt.
Und damit beschließe ich Punkt 4, die Sezierung des Problems und bisheriger Lösungen bzw. Argumente zum Thema »Nachhaltig leben«.
Die Lösung für mehr Nachhaltigkeit
Was braucht unsere Lösung denn? Sie sollte nicht an die Vernunft appellieren, denn so vernünftig sind wir nicht. Zumindest mit Blick auf die Zukunft und das Gemeinwohl und so abstrakte Sachen. Eine gute Lösung muss…
A) uns selbst betreffen, uns höchstpersönlich, die wir uns bekanntlich am nächsten stehen.
B) fürs Hier und Jetzt relevant sein, und sollte einen möglichst kurzen Feedback-Loop haben. Wir wollen am besten morgen schon die Früchte unserer heutigen Maßnahmen ernten. (Amazon-Prime-Kunden vielleicht heute Abend schon.)
Wir wollen am eigenen Leib und Leben spüren, dass es was bringt, sich mit Nachhaltigkeit zu befassen. Und eine gute Lösung sollte uns…
C) bloß nicht in unserer Freiheit einschränken. Wer will sich schon Verboten beugen? (Tun wir in der Praxis zwar den lieben langen Tag, aber ok.)
Stark wäre stattdessen doch eine Lösung, die uns in unserer Freiheit fördert, uns unser ganzes Potential ausschöpfen lässt! Cool, schauen wir mal.
Damit komme ich zu einer Philosophin, für die Freiheit ein großes Thema war – und zwar die vorhin zitierte Hannah Arendt. Stimmt, eigentlich war sie gar keine Philosophin oder wollte sich zumindest nicht als solche verstanden wissen, sondern als politische Theoretikerin. Das passt auch besser zur »Langen Nacht der Politik«.
Doch das Werk, das ich jetzt heranziehe, gilt nunmal als philosophische Schrift – und sogar als Hannah Arendts philosophisches Hauptwerk. Es trägt den Titel: Vita activa oder Vom tätigen Leben (1958). 📖
Hannah Arendts Vita activa
In Vita activa beschreibt Arendt die drei Grundtätigkeiten des Menschen. Die drei Arten von Tätigkeiten, die uns als Menschen oder vollwertige Personen erst ausmachen, nicht in dem, »was« wir sind, sondern »wer« wir sind – anders gesagt: Ohne die das Menschsein nicht verwirklicht ist.
Merke: Wenn ich gleich die drei Grundtätigkeiten in aller nötigen Kürze beschreibe, sind damit keine konkreten Tätigkeiten gemeint, wie Backen, Töpfern oder Vorträge halten. Die drei Arten von Tätigkeiten, die Arendt beschreibt, sind Dimensionen, von denen ein und dieselbe Tätigkeit mehrere innehaben kann. Klingt kompliziert, ist es nicht, sehen wir gleich.
Drei menschliche Grundtätigkeiten
Die drei Grundtätigkeiten des Menschen sind für Arendt das Arbeiten (labour), das Herstellen (work) und das Handeln (act).
Arbeiten umfasst alle lebensnotwendigen Tätigkeiten. Alles, was dazu dient, unsere biologischen und existenziellen Bedürfnisse zu erfüllen, fällt unter Arbeit. Ernährung, Fortpflanzung, Konsum, Schuften um der Miete willen, all sowas. Arbeit hat immer etwas Naturverbundenes, Zyklisches, ein ewiger Kreislauf, der uns durchs Leben begleitet.
Herstellen betrifft den Schritt von der Natur zur Kultur, zum Erschaffen der Welt, wie sie uns seit Menschengedenken umgibt und kraft unseres Herstellens in einem stetigen Wandel ist, den wir auch gerne »Fortschritt« nennen. Alles, was nicht notwendig, aber nice to have ist, alles Verdinglichen, aber auch Sinn-Stiften fällt in diesen Bereich.
Der herstellende Mensch, oder Homo Faber, ordnet alle Natur und Welt seinen Werken und Zwecken unter – und kann dabei nicht nur erschaffend, sondern auch sehr zerstörerisch sein.
Handeln ist das, was uns hier zusammenbringt (sofern du nicht nur diesen Beitrag konsumierst, sondern auch kommentierst 😉). Beim Handeln geht es um uns als einzigartige, aber zahlreiche solcher einzigartigen Individuen, die ihr gemeinschaftliches Miteinander aushandeln. Nicht ein für allemal, sondern ständig, zeit unseres gesellschaftlichen Lebens.
Menschsein heißt Handeln
Verhalten ist passiv, ist Reaktion. Handeln ist aktiv, ist Teilnahme und Mitgestaltung, ein demokratischer und freiheitlicher Akt – und das, was uns in unserer Menschlichkeit erst vollends entfaltet.
Wer zur falschen Zeit am falschen Ort lebt und das falsche Geschlecht hat – sagen wir: November 2021, Afghanistan, weiblich – muss damit rechnen, mindestens einer dieser drei Grundtätigkeiten beraubt zu werden oder effektiv schon darum beraubt zu sein.
Wem das Mitreden im öffentlichen Raum versagt wird, wer sich weder zeigen noch teilnehmen darf, am gesellschaftlichen Diskurs, kann nicht Handeln und Sprechen im Sinne Arendts – ist ein um die eigene Menschlichkeit beraubtes Wesen.
Aber auch, wer zwar dem kreativen Schaffen in aller Freiheit frönen kann und etwa Kunst erschafft, das Herstellen von bedeutsamen Werken zur Perfektion betreibt, bleibt ein in seiner Menschlichkeit nicht voll verwirklichtes Wesen, solange das Herstellen im Verborgenen geschieht.
Werke gewinnen erst an Bedeutung, indem sie wahrgenommen werden. Herstellen und Handeln stehen zueinander, wie Werk und Wirkung.
Wer, zuletzt, nach zehn Stunden harter Schufterei heimkommt, nur noch was essen und sich dann vom Fernsehen in den Schlaf lullen lassen kann, ist vollends in der ersten Tätigkeit gefangen: Arbeit und Konsum. Lebenserhaltende Maßnahmen. Wer nur in diesem Modus existierte, wäre laut Arendt ein »animal laborans«, ein Arbeitstier.
(Wie gesagt, es handelt sich um Dimensionen, von denen wir uns mit gewissen Aktivitäten in mehreren bewegen können. Wenn sich solche imaginären Arbeitstiere am Wasserloch sammeln, also bei der Kaffeemaschine auf der Arbeit z. B., und dort miteinander ins Gespräch kommen, kann darin schon wieder eine Tätigkeit des Handelns liegen.)
Eine philosophische Lösung
In der komplexen Lebenswirklichkeit von uns Menschen sind wir nie nur einer der drei oben beschriebenen Grundtätigkeiten verschrieben. Sondern, darin liegt die Beobachtung, was uns zu Menschen macht, ist eben die Kombination aller dieser drei Tätigkeiten – und deren Gewichtung.
Wie kriege ich nun dieses Modell von Arendt (die dabei nicht die Klimakrise im Sinn hatte) auf unser Thema »Nachhaltig leben« angewandt?
Das wäre Punkt 5 von 6 – und jetzt kann’s ja zugeben: Den sechsten Punkt spare ich mir. Wir sind fast am Ende. (Wirklich. Fast.)
Ich hatte nie vor, irgendwen von der Brillanz dieser Gedanken zu überzeugen. Sie sprechen für sich, oder eben nicht. Denn das ist das Ding mit philosophischen Antworten zu lebensbegleitenden Menschheitsfragen: Sie sind nicht richtig oder falsch, sondern nur gut oder meh…
Wie sehr ein philosophischer Denkansatz zum aktuellen politischen Diskurs beitragen kann, steht und fällt damit, ob uns das jeweilige philosophische Konzept – hier: die Grundtätigkeiten des menschlichen Lebens – einleuchtet und von sich aus überzeugend erscheint.
Ich weiß, dass solche Ideen erstmal sacken müssen. Vielleicht kennt ihr sie auch längst, ist ja selbst auf diesem Blog nicht das erste Mal, dass ich darüber schreibe. ✍️ (Siehe hier, hier und hier – wird Zeit, dass ich noch ein anderes Buch lese…)
Mir jedenfalls erscheint es so, dass der darin vermittelte Ansatz alle drei Anforderungen erfüllt, die ich an eine gute Lösung hatte.
Das Problem bzw. Ziel war, zur Erinnerung, wie wir mehr Menschen dazu bewegen, mehr Bewusstsein und Verständnis für Nachhaltigkeit zu entwickeln – angefangen mit uns selbst. Für das rationale Argument bin ich zu unvernünftig. Für das moralische Argument bin ich zu selbstbezogen. Also, was hat Arendt mir zu bieten?
Meine Labour-Work-Act-Balance
A) Arendts Ansatz betrifft mich selbst, wie schön! Ich kann auf mich und mein Leben schauen und mich fragen, ob und inwiefern ich denn in diesen drei Grundtätigkeiten aktiv bin – und ob ich nicht einen Bereich vernachlässige, oder in einem Bereich über die Strenge schlage.
In der Tätigkeit des Arbeitens zum Beispiel, in die ja auch der Konsum fällt, zumindest insoweit damit mein Überleben abgesichert wird. Wenn ich meinen tatsächlichen Konsum so betrachte, von Genussmitteln bis hin zu Zerstreuungsangeboten, dann schlägt mein Konsum doch teilweise weit über das Lebensnotwendige hinaus.
Ich verwende viel Zeit mit Konsum. Also mit Arbeit, im Sinne Arendts. Unverhältnismäßig viel, wenn ich mir im Vergleich mein Herstellen und Handeln so anschaue, da ist weniger los. Wie kann meine Work-Life-Balance verbessern? Oder, nein: Meine Labour-Work-Act-Balance.
B) Arendts Ansatz kann ich im Hier und Jetzt anwenden. Denn gerade die erste Grundtätigkeit ist doch ein Teufelskreis: Ich arbeite, um Geld zu verdienen, und gebe das Geld wieder aus, indem ich konsumiere.
Alles, was davon nicht meinem Lebensunterhalt dient (und jetzt dem meiner Kinder) ist übermäßiger Konsum, sind übermäßige Ausgaben. Wenn ich weniger konsumieren würde, müsste ich auch weniger Geld verdienen – also weniger Arbeiten im Sinne von labour.
Stattdessen hätte ich mehr Zeit für das Arbeiten im Sinne von work, etwas herstellen, was mir viel mehr Freude bereitet: Kreative Hobbys. Die Mitgestaltung der Welt, die uns umgibt. Jede Stunde, die ich hier und jetzt weniger fernsehe, Netflix binge oder passiv durch den Facebook-Feed wische, kann ich herstellend tätig sein – und mich so in meiner Menschlichkeit mehr entfalten.
Von der Freiheit, sich einzubringen
C) Arendts Ansatz schränkt mich nicht in meiner Freiheit ein, das ist der beste Part. Arendt öffnet mir im Gegenteil die Augen für all die positiven Freiheiten meines Lebens, die ich noch ungenutzt lasse.
All die Dinge, zu denen mich niemand zwingt, zu denen ich aber, kraft meiner Menschlichkeit (und meiner Privilegien), die Möglichkeit habe – sofern ich sie denn für gut und richtig halte.
Ich kann mich frei dazu entscheiden, weniger Auto zu fahren, Plastik zu kaufen, Fleisch zu essen. Niemand zwingt mich dazu – außer diese blöde, innere Lust aufs Fleisch. Ist doch dämlich: Wir wollen unsere »Freiheiten« verteidigen, während die größte Unfreiheit oft von uns selbst herrührt, unseren zwanghaften Gewohnheiten und was weiß ich.
Na, schön und gut, ich habe also die Freiheit, mehr in nachhaltige Produkte zu investieren, habe die Freiheit, mehr zu handeln, das heißt: mich mehr im politischen Diskurs einzubringen, mitzureden, mitzudenken – vielleicht das zuerst.
Mitdenken. Nachdenken.
Und wenn ich so darüber nachdenke, nachlese, mich mit den Fakten befasse, dann wird mir klar, dass ich noch so sehr nachhaltig leben kann – es bleibt ein Tropfen auf dem heißen Stein. Oder auf der immer heißer werdenden Erde.
Worauf es ankommt, ist das Handeln und Sprechen. 💬
Nachhaltig leben · ein Fazit
Die Beschäftigung mit Arendts Grundtätigkeiten des Menschen hat mein Verständnis davon geschärft, wie wichtig Handeln ist – also die aktive Teilnahme am gesellschaftlichen, globalen, sozialen Miteinander.
So winzig mein Beitrag dazu auch sein mag, ist er doch viel größer, als wenn ich mich nur mit meinem eigenen, privaten Leben befasste.
Denn besinnen wir uns. Es ist nichts damit gewonnen, wenn alle Menschen von heute auf morgen »einfach« nachhaltig sind, in ihrem persönlichen Leben. Das bringt uns vielleicht ein paar Jahre mehr.
Die Idee vom persönlichen CO2-Fußabdruck hat uns, wie leicht zu vergessen ist, der Öl- und Gas-Konzern BP im Jahr 2004 beschert – mit einer PR-Kampagne im Wert von einer Viertelmilliarde US-Dollar und der Absicht, den Fokus zu verschieben: Weg von den globalen Playern hin zu den einzelnen Personen. 👣
Rund 20 Jahre später ist der Fokus immer noch verschoben. War also jeden Penny wert, diese Kampagne.
Es geht darum, dass gewisse einzelne Menschen nicht nur Verantwortung für ihr eigenes, persönliches, privates Leben tragen, sondern Verantwortung für viel größere Bereiche anstreben oder bereits innehaben.
Solche Verantwortung fällt den Menschen selten in den Schoß. Oft arbeiten sie hart dafür, kämpfen, setzen sich durch.
Das verdient Respekt. Solange sie ihrer Verantwortung gerecht werden.
Wir sind sozial geformte Wesen
Nachhaltigkeit im eigenen Leben ist wichtig. Aber sie ist nicht nur nicht die Lösung zum wirklichen Problem, sondern ein verschwindend geringer Beitrag, der nicht annähernd reichen würde.
Nicht falsch verstehen. Indem wir uns persönlich für einen nachhaltigen Lebensstil entscheiden, lösen wir zwar nicht das Problem, aber wir vermitteln unsere Werte. Auch das hat immer eine öffentliche, eine sozial-wirksame Komponente. Und das ist immens wichtig.
Vorbild sein ist wichtig – für uns selbst, unsere Mitmenschen, unsere Kinder.
Wir sind soziale, vom gesellschaftlichen Druck geformte Wesen. Das ist genauso wenig gut oder schlecht, wie es mit dem Meer und den Steinen ist, die in der Strömung rund geschliffen werden. Es ist wie es ist.
Wir ziehen unsere Werte aus Vorbildern, ob bewusst oder unbewusst. Und wir sind, bewusst oder unbewusst, selbst Vorbilder, die Werte vermitteln und einfordern – aber bitte nicht nur in Bezug auf die Kinder.
Genauso, wie wir die kleinen Chaos-stiftenden Hosenscheißer erziehen, so müssen wir die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft erziehen, die sonst ein viel größeres Chaos anrichten.
Wir müssen sie bewusst auf unsere Werte aufmerksam machen – und das Beachten dieser Werte einfordern. Beim Missachten unserer Werte müssen Verantwortliche die Konsequenzen auch zu spüren bekommen.
Die winzigen Mittel, mit denen wir dabei etwas reißen können, sind bekanntlich ballot und wallet: Mit dem Wahlzettel und mit der Brieftasche.
Wie schon im Kommentarbereich unter dem sehr empfehlenswerten Kurzgesagt-Video zum Thema Klimawandel zu lesen war: Wenn das so ist, sind wir am Arsch. Das lass’ ich mal so stehen. Hier gibt’s das (englischsprachige) Video zu sehen:
Die Bundestagswahl im Jahr 2021 hat jedenfalls erneut gezeigt, dass »Nachhaltig leben« im Sinne einer Chancengleichheit zwischen Generationen in der Bevölkerung nicht den höchsten Stellenwert zu haben scheint.
Schlusswort von Hannah Arendt
Das Schlusswort überlasse ich Hannah Arendt. Deren Zitat über Politik, vom Anfang dieses Vortrags (das war nämlich übrigens mein Vortrag), dieses Zitat hatte ich mir ehrlich gesagt etwas zurechtgestutzt. Eigentlich schrieb Arendt darüber, wie wir die Welt verändern können. Und zwar so:
Wie immer man sich zu der Frage stellen mag, ob es der Mensch oder die Welt sei, die in der heutigen Krise auf dem Spiel steht, eines ist sicher, die Antwort, welche den Menschen in den Mittelpunkt der gegenwärtigen Sorge rückt und meint, ihn ändern zu müssen, um Abhilfe zu schaffen, ist im tiefsten unpolitisch.
Denn im Mittelpunkt der Politik steht immer die Sorge um die Welt und nicht um den Menschen – und zwar die Sorge um eine so oder anders beschaffene Welt, ohne welche diejenigen, welche sich sorgen und politisch sind, das Leben nicht wert dünkt, gelebt zu werden.
Und eine Welt ändert man so wenig dadurch, daß man die Menschen in ihr ändert – ganz abgesehen von der praktischen Unmöglichkeit eines solchen Unterfangens –, wie man eine Organisation oder einen Verein dadurch ändert, daß man seine Mitglieder anfängt, so oder anders zu beeinflussen.
Will man eine Institution, eine Organisation, irgendeine weltlich bestehende öffentliche Körperschaft ändern, so kann man nur seine Verfassung, seine Gesetze, seine Statuten erneuern und hoffen, daß alles andere sich von selbst ergeben werde.
Danke fürs Lesen! Feedback und Fragen wie immer gerne in die Kommentare.
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Hi David,
interessanter Aspekt, der Verweis auf`s Handeln, ich denke es passt auch gut zu der Intuition von Maja Göpel mit ihrem Mindshift- Ansatz. In dem es darum geht, die eigene Mentalität zu ändernund dies zu kommunizieren, um schließlich in eine gegenseitige Bestätigungsschleife zum bewussteren Handeln zu kommen.
Ich studiere auch in dem M.A. -europäischer Kontext.
Und engagiere mich als nervige Bürgerin in der Kommunalpolitik, auch mit der Vita Activa im Gepäck.
Schöne Grüße, Nadja
Hey Nadja! Danke dir fürs Feedback und den Hinweis zu Maja Göpel, klingt in der Tat sehr passend! Den Ansatz muss ich mir mal näher anschauen. Liebe Grüße und gutes Gelingen im Studium und als nervige Bürgerin! ✊ David