Kulturreise-Kompass

Die Frage ist, wonach dir der Sinn steht. Möchtest du eine Weltreise unternehmen, oder lieber ’ne Zeitreise? Beides ist möglich – Kraft der Kultur4 – wenn du nur die Lust mitbringst, in fremde Gedanken und Geschichten einzutauchen. Wie und wohin es geht, erfährst du jetzt.

Falls dich die tiefgestellte Zahl wundert, schau mal hier: Was ist Kultur?

Projekt Weltreise

Abenteuerlust und Fernweh machen Menschen zu Weltreisenden, manchmal Berühmtheiten. Menschen wie Ferdinand Magellan, der im 16. Jahrhundert Südamerika umsegelte, oder Gertrude Bell, die vor und während des Ersten Weltkrieges den Nahen Osten erkundete. Selbst unsere Gegenwart bringt berühmte Reisende hervor. Etwa jenes 14-jährigen Mädchen, das rund um den Globus segelte. Wobei Laura Dekkers (*1995) bereits auf einer Weltreise geboren wurde – da flattert das Segel wohl nicht weit vom Mast.

Für alle weniger Seetüchtigen unter uns gibt es die Möglichkeit, von Daheim aus diesen Planeten zu entdecken. 

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Wir leben ohnehin nicht mehr in der Zeit von Magellan, als es noch neue Routen und Ufer zu entdecken gab. Die Tiefe der See und das Packeis der Pole sind die letzten Bastionen der Unzugänglichkeit auf unserer Erde. Die Welt scheint kleiner geworden zu sein – oder doch bloß vernetzter und voller?

Der Tourismus boomt und Travelblogs sorgen dafür, dass Geheimtipps als Trendthemen viral gehen. Dicht gefolgt von top-ausgerüsteten Reisenden, die ihre Abenteuer in Vlogs und Dokus festhalten. Sei es auf dem Rad (Pedal the World), allein (Anderswo. Allein in Afrika), zu zweit (Zwei nach Shangai), mit dem Bus (Expedition Happiness) oder in einer knackigen Minute:

3 Typen, 44 Tage, 11 Länder, 30 Tausend Meilen – in einer virtuosen Minute.

💡 Diesen Beitrag gibt’s auch als Video auf YouTube zu sehen. Wie sich Wissen via Video vermitteln lässt, zeige ich im Onlinekurs Edutainment Video Authoring. Für alle, die selbst unterhaltsame Lehrvideos produzieren wollen.

Alle Länder dieser Welt

Bei Sichtung solcher Filme juckt das Fernweh. Warum zieht es mich nicht hinaus in die Welt? Da »zu wenig Kohle« keine Ausrede hergibt (siehe: Laura Bingham – Cycling South America with no money), ist »zu faul« wohl der ehrlichere Grund fürs Stubenhocken.

Manche Menschen sind familiär oder von der Karriere her zu eingebunden für eine Weltreise. Andere haben Angst vor all den Risiken. Wieder andere halten es für geboten, Klima und Umwelt nicht noch weiter zu belasten. Welcher Beweggrund – oder Nicht-Beweggrund? – es auch immer sein mag, der dich Daheim hält: Viele Wege führen um die Welt! Einige dieser Wege sind auf keiner Karte verzeichnet und auch gar nicht betretbar.

Auf solche Wege führt eine Kultur-Weltreise. Das Vorhaben ist simpel. Wir wollen alle Länder der Erde kennenlernen; wollen in Gebräuche, Geschichten und Gedankengut verschiedenster Kulturen eintauchen. Dabei schlagen wir keine Lager auf, sondern Bücher – und folgen keinen Fernstraßen, sondern Filmstreifen.

Die Inspiration: Im Jahr 2015 – wenige Monate, nachdem ich dieses Blog gestartet habe – bin über den TED Talk Ein Jahr lang die ganze Welt lesen gestolpert. Darin stellte Ann Morgan ihr Projekt vor, den eigenen Horizont erweitern zu wollen, in dem sie innerhalb eines Jahres ein Buch aus jedem Land der Welt lese.

Wo darf’s losgehen?

Das Ziel dieser Kultur-Weltreise besteht darin, die Erde zu erkunden – indem wir zu jedem Land eine Auswahl an Büchern und Filmen der Gegenwart (des 21. Jahrhundert) unter die Lupe nehmen. Reihenfolge und Reisedauer sind dir überlassen. Bleibt nur die Frage: Wo darf’s losgehen?

Afghanistan · Deutschland · Frankreich · Griechenland · Großbritannien · Italien · Neuseeland · Saudi-Arabien · USA

Mit einem Klick gelangst du zu Beiträgen rund um Kulturgut vom jeweiligen Land. Soviel zur ersten Lese-Richtung oder Route durch dieses Logbuch.


Projekt Zeitreise

Wohin würdest du wollen, wenn Zeitreisen möglich wären? Die Logik und Physik hinter dieser Sci-Fi-Fantasie muss uns nicht interessieren – was zählt, ist das Ziel: Mystisches Mittelalter oder Sternstunden der Aufklärung, die goldenen Zwanziger oder die düsteren Dreißiger?

Ganz gleich, ob wir uns mit Sehnsucht oder Schrecken erinnern: Die Vergangenheit verdient unsere Aufmerksamkeit, auch oder gerade dann, wenn die Gegenwart nur noch »LOOK AT ME!« schreit.

Wir leben in einer Zeit, da pro Minute mehrere hundert Stunden an Videomaterial hochgeladen werden ins World Wide Web. Wir sind gefangen im Netz, sind besoffen vom Jetzt. Kein Wunder: Wenn jeden einzelnen Tag mehr Inhalte erscheinen, als sich in einem Menschenleben entdecken lassen – was sollen wir noch im Damals kramen? Muss doch der Content von heute auf Kulturgut durchsucht werden. Doch eben deshalb heißt es: Innehalten! Welche Werke als bemerkenswerte Kulturschätze wirklich herausstechen werden, das weiß allein eine zu entscheiden: die Zeit.

Alte Schätze jener Zeit

Die Zeit allein hat gezeigt, welche Schriften, Bilder, Bücher, Filme so einflussreich waren, dass sie heute als Kulturgut gelten. Stell’ dir zwei gewaltige Sanduhren vor: Die Gegenwart saugt uns ein wie Treibsand, in dem wir eifrig strampeln, um bloß nicht begraben zu werden.

Die Vergangenheit hingegen bietet festen Boden unter den Füßen, wie Brachland, auf dem wir fleißig sammeln, was nicht verschüttet worden ist. Viele wichtige Kulturschätze liegen an der Oberfläche. Der Kleinkram ist hinabgesackt und vergessen. Hin und wieder bergen wir noch verschollene Werke von Bedeutung, doch im Großen und Ganzen hat die Zeit die Geschichte für uns vorsortiert.

Diese Geschichte nun anhand der wichtigsten Kulturschätze kennenzulernen, das kann uns davor schützen, alte Dummheiten und Fehler zu wiederholen. Es kann uns dabei helfen, auf neuartige Fragen altbewährte Antworten zu finden. Wir entdecken den Ursprung und Werdegang von Gedanken und Ideen, die noch heute die Gesellschaft prägen. Kurzum: Durch Kenntnis der Geschichte gewinnen wir bestenfalls etwas Halt und Klarheit, um uns dem Sog der Gegenwart entziehen.

Epochen im Überblick

Zur groben Orientierung soll »die Geschichte« im Folgenden in Kapitel (Epochen) unterteilt werden. Je nach Enzyklopädie wird die Vergangenheit in etliche Sinn-Abschnitte und Strömungen aufgedröselt, wenig Einheit in Sicht. Wir halten uns an einige wenige hinreichend etablierte Epochen.

Hinweis: Dieses Logbuch entspringt einer eurozentristischen Tradition. Heißt: einem Blick aus europäischer Sicht. Das äußert sich etwa in einem Fokus auf die abendländische Philosophie. Der Begriff vom Abendland (Okzident) geht auf eine Zeit zurück, als der westliche Teil Europas als westlichster Erdteil überhaupt galt, hinter dem die Sonne abends verschwand. Auf der anderen Seite geht die Sonne morgens auf, über dem Morgenland. Also über der Levante (der östliche Mittelmeerrand) und dem Nahen und Mittleren Osten. Das Morgenland wird auch Orient genannt, das Wörtchen, aus dem die Orientierung hervorgegangen ist.

Auftakt im Alten Orient

Der Alte Orient bildet den Ausgangspunkt unserer Historie. Von der ersten Hochkultur (im Lande Sumer1 – bis zu 3500 Jahre vor unserer Zeitrechnung) hin zum Ende der Antike im 6. Jahrhundert unserer Zeit zieht sich das Altertum, die erste und mit Abstand längste Epoche.

Das Ende der Antike datieren wir hier auf 565, das Todesjahr des oströmischen Kaisers Justinian. Unter dessen Herrschaft wurden die neuplatonischen Philosophenschulen in Athen dicht gemacht.

Das gesamtgeschichtliche Ungleichgewicht der hier vollzogenen Einteilung bringt der Altorientalist William W. Hallo gut auf den Punkt, wenn er die drei Jahrtausende Altertum treffend die »erste Hälfte der Geschichte« nennt.2 Wir werden uns vergleichsweise wenig in dieser ersten Hälfte aufhalten.

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Zweite Hälfte der Geschichte

Die zweite Epoche ist das Mittelalter, vom 6. bis zum 14. Jahrhundert. Viele Schriften der Antike waren in dieser Zeit bereits unwiederbringlich verloren oder im europäischen Raum verschollen. Stattdessen setzte sich etwa die Beschäftigung mit den Werken von Aristoteles zunächst in der islamischen Philosophie fort. In Europa war das Denken wiederum stark vom Christentum beeinflusst. Sowohl im Okzident als auch im Orient bemühten sich die religiös geprägten Kulturen, ihren jeweiligen Glauben mit der Philosophie zu verknüpfen.

Als dritte Epoche bildet die Renaissance vom 14. bis zum 16. Jahrhundert einen Übergang zwischen Mittelalter und Neuzeit, geprägt von der Wiederentdeckung antiker Schriften in Europa.

Die Neuzeit stellt die vierte Epoche dar, vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Sie zeichnet sich durch einen zunehmend wissenschaftlichen Blick auf die Welt aus – sowie durch die Aufklärung, mit der Französischen Revolution als Höhepunkt und Immanuel Kant als bekanntestem Denker. In dieser Epoche hat auch die frühe Frauenbewegung ihren Ursprung.

Danach sprechen wir nur noch schlicht von dem 19. Jahrhundert als der fünften und schließlich dem 20. Jahrhundert als der sechsten Epoche.

Wann darf’s losgehen?

Ziel der Kultur-Zeitreise ist es, unsere Geschichte zu ergründen – indem wir zu jeder Epoche eine Auswahl an Werken in den Blick nehmen. Reihenfolge und Reisedauer sind dabei wieder dir überlassen. Bei über 5000 Jahren kann dieser Ausflug seinerseits durchaus eine Weile dauern. Wie gehabt gilt: Welche Werke wichtige Einblicke in die Kultur3 der jeweiligen Epoche geben, erfährst du in Beiträgen von je rund zehn Minuten Lesedauer. Bleibt nur die Frage: Wann darf’s losgehen?

Altertum · Mittelalter · Renaissance · Neuzeit · 19. Jh. · 20. Jh.

Soweit ein kurzer Einstieg in unsere Kulturreise. Feedback und Fragen wie immer gerne in die Kommentare. Wenn du über zukünftige Beiträge auf dem Laufenden bleiben willst, hier geht’s zum Newsletter. 💌 Bis bald!

Fußnoten

  1. Sumer erstreckte sich über ein Gebiet, das heute mehrheitlich im Irak liegt. Die Sumerer haben nach aktuellem Wissenstand die erste Schrift erfunden. In dieser Schrift wurde auch das Gilgamesch-Epos niedergeschrieben.
  2. William W. Hallo: Origins. The Ancient Near Eastern Background of Some Modern Western Institutions, S. 271.

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