Was sind Medien?

Dieser Beitrag beantwortet grundlegende Fragen als kleines Einmaleins der Medienkompetenz. Was sind Medien allgemein? Welche davon sind »etablierte« oder »traditionelle Medien«? Was ist mit »Mainstream-Medien« oder »Systemmedien« gemeint? Und kann es unabhängige Medien überhaupt geben? 🧐

Auf YouTube ist dieser Beitrag als Video verfügbar (ab Min. 15:42). Dieser Beitrag ist als Exkurs für den Corona-Jahresrückblick entstanden.

Definition von Medien

Medien im engeren Sinne sind Angebote oder Einrichtungen, die via Datenträger Informationen vermitteln. Informationen sind jede »Abfolge von Daten, die in einem Prozess einen Sinn ergibt.« (Ray Kurzweil: Homo s@piens. Leben im 21. Jahrhundert. Was bleibt vom Menschen?, 58.) Im Prozess der Meinungsbildung etwa. Sinn ist das, was wir verstehen – selbst dann, wenn wir etwas falsch verstehen, also nicht so, wie es gemeint war.

Um in Erfahrung zu bringen, was mit einem Begriff gemeint sein könnte und woher er kommt, brauche ich ebenfalls Medien, etwa ein Nachschlagewerk. Da steht dann sowas wie: Der Begriff geht auf das lat. Wort medium zurück, das »vermittelndes Element« bedeutet, eine Form des Ausdrucks medius, mit »in der Mitte von« übersetzbar. (Vgl. Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 611.) Passt, stehen doch die Medien in der Mitte von uns und dem Weltgeschehen oder uns und unseren Mitmenschen. Medien sind also allgegenwärtig und unumgänglich.

Fakt ist, dass ich nicht immer überall vor Ort sein kann, um Geschehnisse selbst zu bezeugen. Ohnehin bin ich meist da, wo gar nix passiert: In der Heimat, auf dem Lande, zu Hause. Aus diesem Grund benötige ich mediale Angebote, um mich zu informieren über das, was in der Welt abgeht. Ein kritischer Spruch gegen dieses »sich aus der Ferne informieren« lautet: »Gelesen, und nicht dabei gewesen«. (Verwendet etwa im FAIR TALK vom 03.12.20, Min. 14:12.) Demnach ließe sich zu den wenigsten Ereignissen eine eigene Meinung bilden. Das halte ich für Unsinn.

Live-Events und Social Media

Selbst wenn ich vor Ort bin, mittendrin und Teil des Geschehens, etwa auf einer Demo, die andere später in den Nachrichten sehen, dann habe ich in dem Moment auch nicht den Überblick und weiß, was da um mich herum alles passiert und welche Konsequenzen es hat.

Also selbst dann, wenn ich etwas persönlich miterlebe, brauche ich mediale Angebote, um das Erlebte einzuordnen, mich zuverlässig erinnern, oder Mitmenschen daran teilhaben lassen, ja, um es im Zweifelsfall beweisen zu können. Niemand vermag sich aufzuteilen. Und selbst mit Medien kann niemand die Geschehnisse ganz genau durchschauen. Daher stehen Medien auch zwischen uns und anderen Mitmenschen.

Ob wir uns durch ein- und dieselben, teils verschiedene oder komplett unterschiedliche mediale Angebote informieren: Wir alle haben unsere Weltsicht und unser Wissen auch durch Medien gewonnen und tragen sie durch selbige weiter. Wenn ich via Facebook oder Telegram eine Nachricht schreibe, ist das eine Info, vermittelt in Form digitaler Daten, getragen vom Internet, mithilfe von Netzwerken, die uns ihre Dienste anbieten und im Gegenzug die Daten sammeln. Darum die Bezeichnung: Social Media.

Im weitesten Sinne sind wir alle Medien, nicht nur die, die sagen, dass sie zwischen Dies- und Jenseits vermitteln und sich »Medium« nennen. Auch eine Freundin, die ganz weltliche Gedanken ausspricht und so Infos vermittelt, ist eine Datenträgerin, ein Medium. Doch derart weit gefasst drohen Begriffe schwammig zu werden. Da hilft es, das große Ganze in Bereiche zu unterteilen.

Beispiele von Medien

So gibt es Printmedien, alle gedruckten Formate wie Bücher und Zeitungen. 🗞 Die sind viel älter als die elektronischen Medien, spielen aber immer noch eine Rolle. Zu den älteren elektronischen Medien gehören TV und Radio. 📻 Solch ältere – egal, ob gedruckt oder elektronisch – werden auch als »etablierte« oder »traditionelle Medien« bezeichnet. Heißt nichts weiter, als dass sie schon lange dabei sind und einen festen Platz in der Gesellschaft haben.

Medienangebote, die eine breite Öffentlichkeit erreichen – egal, ob gedruckt oder elektronisch, ob älter oder jünger – die nennen wir »Massenmedien«. Dazu gehören auch Onlinedienste wie Facebook und Telegram, die viele hundert Millionen Menschen täglich nutzen. 📱

Die Medienangebote, die nicht nur eine breite Öffentlichkeit erreichen, sondern auch kulturelle Ansichten und Werte dieser Öffentlichkeit vertreten und vermitteln, werden von manchen als »Mainstream-Medien« bezeichnet. Dieser Begriff ist in seinen Grenzen, also was alles dazu gehört, ziemlich unscharf, weil kulturelle Ansichten und Werte etwas sind, das nicht in Stein gemeißelt ist, sondern sich ständig entwickelt, verändert, diskutiert und neu ausgehandelt wird.

Auch die Grenzen zwischen Print- und elektronischen Medien sind in Zeiten des Internets unscharf geworden, weil Zeitungen ihre Texte ins Netz stellen und Podcasts und Videos produzieren. TV-Sender zeigen ihre Inhalte nicht nur in eigenen Mediatheken, sondern auch via Social Media und auf Plattformen wie YouTube. So hilfreich es scheint, den Begriff in Bereiche zu unterteilen, so müssen wir uns doch eingestehen, dass diese Mischmasch-Medien im Wesentlichen alle gleich sind: Sie vermitteln über Datenträger Informationen, egal wie und wo.

Abhängigkeit von Medien

Eine weitere Möglichkeit, mediale Angebote und Einrichtungen zu unterscheiden, ist ihre Abhängigkeit. Denn Medien werden von Menschen gemacht – Medienschaffenden 👩‍💻 – und die sind irgendwo angestellt, beschäftigt, werden bezahlt oder verdienen selbstständig ihren Lebensunterhalt. Sie haben diese oder jene persönliche oder politische Absicht oder Motivation. Irgendeinen Grund, warum und wozu sie Medien machen, also Infos vermitteln wollen.

Informationen sind, wie gesagt, Datenabfolgen, die einen Sinn ergeben. Der Sinn kann darin liegen, Geschehnisse möglichst klar und wahr darstellen zu wollen. Oder auch, gezielt ablenken und ängstigen zu wollen, selbst, wenn dazu Klarheit und Wahrheit verwischt werden müssen.

Wenn ich Medien nutze, weil ich Wissen erlangen will, dann sollte mir Wahrhaftigkeit ein wichtiger Maßstab sein. Damit ist das Bemühen um eine größtmögliche Annäherung an die Wahrheit gemeint. Weitere Maßstäbe wären Ausgewogenheit, Sorgfalt, Transparenz und Freiheit. Ein Kriterium zur Beurteilung der Freiheit von Medien ist ihre Unabhängigkeit.

Tipp: Als weiterführende Lektüre empfehle ich Jessica Heesen (Hg.): Handbuch Medien- und Informationsethik. Stuttgart: J. B. Metzler Verlag 2016. Kapitel III Leitwerte der Medien- und Informationsethik.

Doch kann’s eine solche Unabhängigkeit überhaupt geben?

Privat, öffentlich und staatlich

Medien sind in privater, öffentlicher oder staatlicher Hand. Privat heißt, sie werden von Privatpersonen oder privatwirtschaftlichen Unternehmen erstellt. Leute, die einen Blog oder Kanal pflegen und Unternehmen wie bestimmte Verlagshäuser, Privatsender oder PR-Agenturen.

Öffentlich bzw. öffentlich-rechtlich sind Medien, wenn sie von den Rundfunk-Gebühren finanziert und vom Rundfunkrat kontrolliert werden, was das Programm angeht.

Zur Definition und Zusammensetzung des Rundfunkrats sowie Kritik an dem Prinzip, siehe: https://www.ard.de/home/Rundfunkrat/456538/index.html und https://www.openpr.de/wiki/rundfunkrat.

Der Rundfunkrat setzt sich aus Mitgliedern verschiedener Organisationen zusammen und soll einen Querschnitt der Bevölkerung abbilden.

Staatlich heißt, dass die Medien von einer staatlichen Behörde koordiniert werden, wie es in vielen Ländern Afrikas, Asiens und Südamerikas der Fall ist. Doch mit Bundeswehr TV in Deutschland oder dem Pentagon Channel in den USA gibt’s auch im Westen staatlichen Rundfunk für ein begrenztes Publikum. Auch hier sind die Grenzen unscharf. Wenn ein Staatsoberhaupt über den privaten Twitter-Account politische Gegnerinnen beschimpft und diese Tweets von der Bevölkerung kommentiert, geteilt und geherzt werden, fließen Privates, Öffentliches und Staatliches zusammen.

Unabhängigkeit von Medien

Was mit der Rede von »unabhängigen Medien« gemeint ist, kommt auf den Kontext an. So kann diese Unabhängigkeit als in Gefahr betrachtet werden, wenn die Rechte von Journalisten sowie Medien und der freie Informationsfluss eingeschränkt werden durch Behörden und deren »Maßnahmen, Sondergesetze oder Erlasse« in Krisenzeiten wie diesen.

Journalismus ist gemäß des Dt. Journalisten-Verbandes die hauptberufliche Beteiligung »an der an der Erarbeitung bzw. Verbreitung von Informationen, Meinungen und Unterhaltung durch Medien mittels Wort, Bild, Ton oder Kombination dieser Darstellungsmittel«, mehr dazu.

Wenn wir […] den Welttag der Pressefreiheit 2020 feiern, sollten wir uns bewusst sein, dass wir in dieser beispiellosen Krise und Notlage freie Medien mehr denn je brauchen. Unabhängige Stimmen dürfen nicht zum Schweigen gebracht werden.

Harlem Désir via Deutsche Welle

Nach dieser Auffassung ist eine Unabhängigkeit der Medien vom Staat gemeint, die durchaus noch vorhanden sei und in Krisenzeiten verteidigt werden müsse. Andere sehen es so, dass unabhängige Stimmen bereits zum Schweigen gebracht würden, auch hierzulande, und praktisch alle »Mainstream-Medien« abhängig seien von der Wirtschaft, vom Staat oder von einflussreichen Mächtigen.

Je nach Ausprägung dieser Idee werden die Mainstream-Medien als »von oben« gesteuert empfunden und als »Systemmedien« oder »Lügenpresse« bezeichnet. Letzteres beinhaltet die Vermutung, dass Sendeanstalten und Verlagshäuser der Mainstream-Medien bewusst Manipulation und Täuschung betreiben. Entscheidend wären hier Fragen wie: Auf wessen Anweisung hin, zu welchem Zweck, mit welchem Ziel? Darauf kann es in den »Mainstream-Medien« natürlich keine glaubwürdigen Antworten geben, weshalb bei dieser Annahme als einzige »unabhängige Medien« bestimmte Websites, Telegram- oder YouTube-Kanäle angesehen werden – vorzugsweise solche, auf denen keine Werbe-Clips zu sehen sind.

Apropos…

In eigener Sache

Dieser Beitrag ist im Rahmen eines Video-Jahresrückblicks entstanden – für einen Kanal, auf dem Werbetreibende ihre Anzeigen schalten dürfen. Heißt: Mit den dort veröffentlichten Videos verdiene ich Geld durchs YouTube-Partnerprogramm. Zumindest mit denen, die nicht gegen die Richtlinien für werbefreundliche Inhalte verstoßen. Dadurch stehe ich einerseits in einer gewissen Abhängigkeit zum Unternehmen Google, dem YouTube gehört. Andererseits bin ich weder finanziell von diesen Einnahmen abhängig, noch achte ich inhaltlich besonders auf die Einhaltung der Richtlinien.

Wirklich abhängig bin ich vielmehr von meiner Lebensgeschichte. Erziehung (Geboren 1989, sorglose Kindheit auf dem Lande, christliche Werte, aber nur sporadische Kirchgänge), Bildung (Altbackenes Gymnasium, mittelprächtiges Abitur, Lehre zum Medienkaufmann, Studium der Kulturwissenschaften), Werdegang (Medienkaufmann gelernt, seither als Medienschaffender gearbeitet, 2018 selbständig gemacht und geheiratet). Das sind Dinge, die ich nicht abschütteln kann und die meine Weltsicht prägen. Ebenso umgeben auch mich ständig Medien. (Meist Die Zeit und New York Times, US-amerikanische Late Night Shows und Democracy Now!) Die haben natürlich ebenfalls eine Wirkung auf mich. Von diesen Umständen meines Daseins bin ich, wie wir alle, nicht unabhängig. Ganz so, wie es keine in jeglicher Hinsicht unabhängigen Medien gibt, weil Medien eben von Menschen gemacht werden.

Was aber die Unabhängigkeit von staatlichem Einfluss oder einer mächtigen Elite auf die »Mainstream-Medien« angeht, so sehe ich diese Unabhängigkeit im relevanten Maße gegeben. Ich habe jahrelang in Verlagen und Redaktionen gearbeitet und den Alltag dort als ein kreatives Chaos von diversen Mitwirkenden wahrgenommen. Allesamt mit je eigenen Interessen und Prioritäten. Und die Veröffentlichungen dieser Rasselbande wurde nicht gerade streng kontrolliert oder gar diktiert.

Deep State und Descartes’ Dämon

Die Annahme, dass es nicht nur Einfluss »von oben« gäbe, sondern die Berichterstattung gezielt und zentral gesteuert und manipuliert sei, wird oft mit dem Verweis auf Organigramme und die Verbindungen zwischen hochrangigen Menschen in der Geschäfts- und Medienwelt begründet. Dass es solche Verbindungen gibt, die in mancher Hinsicht problematisch sind: keine Frage.

Doch die Folgerung von dieser Gegebenheit auf die eines »tiefen Staates«, der im Hintergrund die Geschicke steuert, erinnert mich an den Dämon von René Descartes. Der Philosoph hat einmal alles in Zweifel gezogen, was er zu wissen glaubte. Er gelangte so zu der Einsicht, dass er rein gar nichts wissen könne. Denn es sei möglich, dass ein böser Dämon ihm alles nur vorgaukelt, selbst Gewissheiten wie die, das 2 + 2 = 4 sei. Wer bei dieser Einsicht stehen bleibt, kann tatsächlich nichts und niemandem mehr trauen und ist auch nicht handlungsfähig.

Handlungsfähig bleiben

Handeln heißt, Absichten verfolgen, die auf Annahmen beruhen – etwa die Absicht, sich zu informieren, aufgrund der Annahme, dass es zuverlässige Informationen gibt. Descartes rettete sich, indem er die Existenz eines vollkommenen Gottes bewies.

(Die Existenz eines vollkommenen Gottes wirft neue Probleme auf, wie das der Theodizee, der »Gerechtigkeit Gottes«: Wieso lässt ein vollkommener Gott etwas so Schreckliches wie zum Beispiel eine Pandemie überhaupt zu? Als Entgegnung ließe sich Marie-Henri Beyle (Stendhal) bemühen, zitiert nach Nietzsche: »Die einzige Entschuldigung Gottes ist, daß er nicht existiert«, vgl. Friedrich Nietzsche: Ecce Homo, Kap. 1.)

Mir genügt die Grundannahme, dass die ungeheure Vielzahl von Handelnden und all ihren Zielen in unserer gewaltigen Welt die Umsetzung langfristiger Pläne schwierig bis unmöglich macht. Der Plan, über Jahrzehnte hinweg sämtliche Medienanstalten zu steuern, noch dazu im Geheimen, mit dutzenden Mitwissenden und Millionen von Getäuschten, gehört für mich definitiv zu einem im realen Leben nicht umsetzbaren Plan. (Selbst als fiktionale Geschichte erschiene mir das als eine allzu konstruierte Story.)

Dasselbe gilt für die Idee einer »Plandemie«. Damit ist etwa die Coronakrise als eine bewusst ausgelöste und in ihrem Verlauf beabsichtigte Viruspandemie gemeint. Wer dennoch daran glaubt und dabei handlungsfähig bleiben will, rettet sich häufig in die Annahme, dass es durchaus Menschen gibt, denen zu trauen ist. Solchen, die den Plan durchschaut haben und im Internet die Wahrheit verbreiten.

Für mich mangelt es an überzeugenden Belegen und einer guten Erklärung dafür, weshalb die mächtige Elite, deren Existenz ja angenommen wird, diese öffentlichen »Enthüllungen« von Leuten wie Alex Jones oder Daniele Ganser denn zulassen sollte. 🤷‍♂️ Im Detail ist das ein Thema für sich. In Krisenzeiten spielen Thesen von dunklen Machenschaften und langgehegten Plänen jedenfalls eine große, meinungsbildende Rolle. Mehr dazu im Beitrag über die Coronakrise 20/21.

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