Spenser Confidential

Nach rund hundert Sekunden gibt’s erstmal aufs Maul. Der Actionfilm Spenser Confidential schlägt früh einen Ton an, dem er treu bleibt: Harte Kerle, die ihre Fäuste sprechen lassen – später dann auch Macheten. Regie führt Peter Berg (Mile 22), Hauptrolle spielt Mark Wahlberg. Veröffentlicht wurde der Film am 6. März 2020 auf Netflix. Wie ist das Ding? Kleine Filmkritik.

Worum geht’s?

In Boston verkloppt ein Cop seinen Boss. Als er dafür vor Gericht landet, sind seine letzten Worte: »Der Hurensohn hat’s verdient.« Zack, fünf Jahre Knast. Die sitzt der nun ehemalige Cop Spenser (Mark Wahlberg) gelassen ab, »wie ein Mann«. Kurz bevor er rauskommt, wollen ihn ein paar Mit-Insassen ordentlich aufmischen – Spenser weiß sich aber schlagkräftig zu verteidigen. Kaum ist er wieder auf freiem Fuß, wird plötzlich sein damaliger Boss brutal hingerichtet. Spenser gerät natürlich sofort in Verdacht. Dabei will er doch einfach nur ein neues Leben anfangen, als LKW-Fahrer.

Als LKW-Fahrer!? Während Wahlberg in der Fahrschule sitzt, frage ich mich: Lohnt es sich im Jahr 2020 noch, einen LKW-Führerschein zu machen? Mit all den fahrerlosen Transportsystemen, die auf uns zurollen? Vielleicht hat Spenser im Knast einfach den Fortschritt verpasst. Ganz sicher sogar: Als Spenser einmal an das Material einer Überwachungskamera will und zu hören bekommt: »Das ist schon in der Cloud«, lautet seine Antwort: »Was ist ’ne Cloud? Gib’ mir die Cloud!« Erinnert an die Vampire aus 5 Zimmer, Küche, Sarg: Erstaunlich, wie weit Technologie voranschreitet, wenn du mal fünf Jahre nicht aufpasst.

Mark Wahlberg vermittelt die mal launigen, mal lustigen Sprüche eines rauen Draufgängers solide wie eh und je – hat diese Rolle ja oft genug gespielt (zuletzt in Mile 22, auch unter der Regie von Peter Berg). Der Film Spenser Confidential ist ganz um seine taffe Hauptfigur herum aufgebaut und bietet für Fans des Genres (Buddy-Actionfilms) und eben Wahlberg knapp zwei Stunden nette Unterhaltung. Gelegentlich drängt sich die Frage auf, was Wahlbergs Schauspielkunst wohl ohne seine vertikalen Stirnfalten und diese grimmigen Augenbrauen wäre? Den »Buddy«, also den Spenser durch seine Abenteuer begleitenden Kumpel, spielt übrigens Winston Duke als sanfter Riese mit Herz für Tiere.

Trailer zu Spenser Confidential

Hier geht’s zu ein paar Blu-rays* mit Mark-Wahlberg-Filmen:

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Viel Neues hat Spenser Confidential wahrlich nicht im Repertoire. Abgesehen von der bissigen Begegnung mit einer Wachhündin, die ihren Job wirklich ernst nimmt, gibt’s Altbekanntes aufgewärmt: Ein unaufhaltsamer Rambo Schrägstrich Privatdetektiv, angetrieben von seinem Gerechtigkeitssinn, nimmt es mit korrupten Bullen und kolumbianischen Gangstern auf – austauschbare Komponenten, denn die 08/15-Geschichte dient nur als Kit zwischen den Actionszenen. Doch nicht einmal die stechen in Sachen Choreografie, Einfallsreichtum oder Härte hervor. Meh.

Der Film erinnert in seiner Plumpheit an den ebenfalls von Peter Berg inszenierten Lone Survivor (2013, mit Mark Wahlberg als ähnlich unaufhaltsamer Rambo in Soldaten-Uniform, vor dem Hintergrund des Afghanistan-Krieges, wie gesagt, austauschbare Komponenten). Zeitgeist fließt ein, als es heißt, eine Story über korrupte Bullen bekäme keine Aufmerksamkeit, bei all dem »Fake-News-Bullshit« da draußen. Umso erstaunlicher, dass ein 08/15-Actionfilm über korrupte Bullen bei all dem Streaming-Content da draußen noch unter den Top 10 bei Netflix landet (Stand März 2020).


Unter’m Strich ein entbehrlicher Film. Mit einer Fortsetzung ist dennoch zu rechnen – und womöglich gar mit einem ganzen Spenser-Franchise. Die Figur Spenser basiert übrigens, ebenso wie (sehr lose) die Story dieses Films, auf dem Roman Wonderland von Ace Atkins.

PS: Also, wofür Spenser den LKW letztlich braucht… dafür hätte er doch keinen Führerschein machen müssen.

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