Die Brüder Matt und Ross Duffer drehten in dem Alter, in dem die Kinder-Clique aus Stranger Things monströse Abenteuer erlebt, bereits mit einer Hi8-Videokamera erste kleine Filme. Dank besagter Mystery-Serie ist das Brüder-Duo inzwischen international bekannt. Seit dem Juli 2019 ist auf Netflix die dritte Staffel zu sehen. Sie steuert den starken Cast geradewegs in ein neues Kapitel grandioser Monster-Action. Die Produktion zur neuen Staffel – Stranger Things 4 – musste aufgrund der Coronakrise pausieren. Dazu gleich mehr.
Hinweis: Dieser Beitrag enthält keine Spoiler zu Stranger Things.
Mystery im 80er-Jahre-Mantel
Anfang der 80er Jahre in der fiktiven Kleinstadt Hawkins – irgendwo in Indiana. Das Leben des Jungen Will Byers (Noah Schnapp) dreht sich um seine Familie – die alleinerziehende Mutter Joyce (Winona Ryder) und den älteren Bruder Jonathan (Charlie Heaton) – sowie um seine drei besten Freunde. (Obwohl er natürlich nur einen besten Freund haben kann, aber das wird in der Serie geklärt.) Zu viert sind die Jungs Will, Lucas, Dustin und Mike eigentlich ein unschlagbares Team. Doch eines Tages verschwindet Will spurlos. Stattdessen taucht ein Mädchen auf (Millie Bobby Brown), das die Nummer 11 auf den Arm tätowiert hat. Eine Reihe sehr »stranger« Ereignisse nimmt seinen Lauf. Fortan ist das verschlafene Hawkins für ein Magnet für mysteriöse Geschichten und Gestalten. 😳
Die Mystery-Serie Stranger Things kommt im wohligen Look-and-Feel von 80er-Jahre-Filmen daher. Nicht nur, was die zeitliche Verortung der Handlung angeht, sondern rundum, vom stylischen Intro bis zum stimmigen Score, ja, bis zum letzten Pixel (oder Korn). Als alte Film-Enthusiasten (die im College selbst noch auf echtem Film gedreht haben), war den Duffer-Brüdern natürlich daran gelegen, einen möglichst authentischen Stil zu kreieren. Gedreht wurde zwar mit neuster Digitaltechnik (für Nerds: auf einer RED Dragon), doch später kam on top sogenannter »film grain« (das, was alten Filmen den körnigen Look gibt), eingescannt von Original-80er-Jahre-Filmen. 📺 Mehr dazu im Interview mit Empire (englischsprachig).
Ein riesiges Nostalgie-Bad
Auch Referenzen an die 80er (sowie die 70er) Jahre sind über die bis dato drei Staffeln reichlich gestreut. Von A wie Altered State (1980) von Ken Russell – was das Thema sensorische Deprivation angeht – bis Z… oh, nein… V wie Videodrome (1983) von David Cronenberg – hinsichtlich einer markant hervortretenden Wand (ohne hier zu viel verraten zu wollen). In der dritten Staffel nehmen die Referenzen unter anderem mit Kinobesuchen (Day of the Dead und Zurück in die Zukunft – also doch bis Z, endlich) fröhlich ihren Lauf. Das Zombie-Element 🧟♂️ à la Romero wird auch noch auf andere, kreative Art und Weise in die Serie bespielt. Wohlgemerkt ohne, dass es je zu brutal oder gar »gory« – also: blutig – wird.
»Stranger Things« als Frankensteins Monster aus 80er-Jahre-Einflüssen zu bezeichnen, würde den vielen Teilen, aus denen sich dieses unwiderstehliche Biest zusammensetzt, nicht gerecht werden. Matt und Ross Duffer haben mit ihrer Netflix-Serie eher so etwas wie ein riesiges Nostalgie-Bad geschaffen, das sich auf die Werke von Steven Spielberg, John Carpenter, Stephen King und vielen anderen aus einer vertrauten Ära der Popkultur stützt.
Scott Tobias (Vulture)
Tipp: Ein ausführliches A-Z aller Filmreferenzen zu Stranger Things liefert Scott Tobias (englischsprachig).
Starke Kids und große Namen
Stranger Things ist ein echtes Herzprojekt ❤️ für Fans des Horror- und Mystery-Genres und all seiner Klassiker, in die sich die Serie unmittelbar einreiht. Abgesehen von einem etwas blassen Bösewicht in Staffel 1 bekommst du es hier mit einer ganzen Reihe interessanter, witziger Figuren zu tun, die von sichtlich spielfreudigen Darsteller*innen verkörpert werden. Viele hundert Kids und Teens sind für diese Serie gecastet worden, das hatte für die Duffer-Brüder oberste Priorität.
Es gibt nichts Schlimmeres oder Nervigeres als eine schlechte Kinderschauspiel-Leistung. Das macht alles zunichte. Also wussten wir, dass dies die Serie ausmachen oder zerstören würden. Sobald Netflix grünes Licht für die Serie gab, begannen wir mit dem Casting. Wir haben uns Hunderte und Hunderte und Hunderte von Kindern angeschaut. Es gibt wenige, die eine gute Performance abliefern können, ohne zehn Takes machen zu müssen.
Ross Duffer via Empire
Unter den Kinderrollen gelten inzwischen einige als echte »Entdeckungen«. Insbesondere Gaten Matarazzo als Dustin und Millie Bobby Brown als mysteriöses Mädchen hinterlassen einen starken Eindruck. Auch mit dabei: Finn Wolfhard (Es) als Mike Wheeler, Caleb McLaughlin (Concrete Cowboy) als Lucas Sinclair und Natalia Dyer (Velvet Buzzsaw) als Nancy Wheeler, um nur einige zu nennen. Über drei Staffeln hinweg sorgt das schlichte Heranwachsen dieser charismatischen Charaktere mit ihren pubertären Krisen und Eigenarten für großartige Momente (Stichwort: Neverending Story). Auf erwachsener Seite ist die Serie mit Winona Ryder (Edward mit den Scherenhänden, Night on Earth) und David Harbour (Zeiten des Aufruhrs) starbesetzt.
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Fazit zu Stranger Things
Stranger Things ist eine fantastische Geschichte über großartige Kleinstadt-Abenteuer und Kinder-Freundschaften: Einerseits mitreißend und gruselig, andererseits voller Herz und Humor. Als wäre das nicht genug, ist der Produktionsaufwand dieser Serie state of the art. Mit krassen Kreaturen und Kulissen, wie etwa das düstere Parallel-Universum, das als verkehrte Welt im englischen Original »the Upside Down« heißt, ein wahrhaft schauriger Ort! Allein beim CGI-Schleim in Staffel 1 fallen die Computereffekte zuweilen etwas negativ auf, was jedoch angesichts der 80er-Jahre-Settings leicht zu entschuldigen und spätestens in Staffel 3 vergessen ist. Gelegentlich gibt’s unnötige Rückblenden, doch auch das ist Jammern auf peinlich hohem Niveau. Insgesamt bietet Stranger Things ein echt spannendes und super unterhaltsames Seherlebnis – von Staffel 1 bis 3, eine empfehlenswerte Zeitreise! Wie steht es um Staffel 4?
Fortsetzung · Stranger Things 4
Stranger Things 4: the complete season. #ST4 pic.twitter.com/DAjQFnPVGq
— stranger writers (@strangerwriters) June 18, 2020
Die vierte Staffel zu Stranger Things ist quasi schon fertig. Auf dem Papier. Doch während die Drehbücher bereits in trockenen Tüchern sein mögen, mussten die Dreharbeiten zwischenzeitlich auf Eis gelegt werden. Guess why? Corona, natürlich. (Hier ein Rückblick aufs Coronajahr 2020.) Ende September 2020 – ziemlich genau ein Jahr, nachdem Netflix verkündet hat, dass es eine vierte Staffel geben wird – berichtete Newsweek, dass die Dreharbeiten endlich weitergehen. (Übrigens in Georgia, dem US-Bundesstaat, der im Januar 2021 sozusagen ein politisches Upside-Down erlebt hat – im positiven Sinne 🥳.)
Es scheint so, dass die Serie bereit ist, Szenen zu drehen, die in der gewohnten »Stranger Things«-Kulisse von Hawkins, Indiana, spielen, die in Georgia gefilmt wird. Ein Anwohner hat zum Beispiel kürzlich Bilder des Sets für die Palace Arcade der Serie geteilt, die mit allen Fenstern neu tapeziert worden ist. Ein anderer Twitter-Nutzer bemerkte, dass auch das Set der Hawkins-Videothek wieder aufgebaut ist.
Samuel Spencer am 28.09.20 (Newsweek)