La La Love it or hate it. Das Musical La La Land ist einer dieser Filme, die entweder ganz oder gar nicht gefallen. Vorweg: Was ist mit dem Titel »La La Land« gemeint?
La La Land · Bedeutung des Titels
Gemeint ist mit La La Land die Stadt Los Angeles (kurz L.A.), die auch »Stadt der Engel« oder »The Big Orange« genannt wird. Der Spitzname La La Land wird seit den 1970er Jahren verwendet, insbesondere in Bezug auf den Stadtteil Hollywood und der abgehobene La La Lifestyle der Stars.
Der Film La La Land greift den Spitznamen der Stadt Los Angeles auf. Das Musical handelt von zwei jungen Menschen, die genau solche abgehobenen, scheinbar realitätsfernen Träume hegen, wie sie für Hollywood als Stadtteil von L.A. und viele dort angesiedelte Möchtegern-Stars so bezeichnend sind.
Fragen zu Stars und Streams
Apropos Stars 💫 – wenn du den Film bereits gesehen hast, bewegen dich sicher zwei Fragen. Und wenn du dieses Meisterwerk noch nicht gesehen hast, geben dir die Antworten darauf vielleicht einen Grund, das endlich mal nachzuholen.
Hat Emma Stone in La La Land selbst gesungen?
Die Schauspielerin Emma Stone hat in dem Musical La La Land selbst gesungen, und ebenso ihr Spielpartner Ryan Gosling. Die beiden performen in dem Film nicht nur jeweils eigene Songs – City Of Stars (Gosling) und The Fools Who Dream (Stone) – sondern auch ein Duett: A Lovely Night.
Hat Ryan Gosling in La La Land selbst Klavier gespielt?
Ryan Gosling hat in La La Land selbst Klavier gespielt. Der Schauspieler ist ohnehin auch Musiker, musste für das Musical jedoch speziell Jazz Piano lernen. Das gelang ihm innerhalb von drei intensiven Monaten so gut, dass er in allen Klavierszenen in La La Land selbst spielen konnte.
Und selbst getanzt haben die Stone und Gosling natürlich auch. 💃🏼🕺🏼 Na, neugierig geworden?
Wo kann man La La Land schauen?
Wo man La La Land schauen kann, verrät die Streaming-Suchmaschine JustWatch. Wenn du dich also fragst: Wer streamt La La Land? – einfach dort den Filmtitel eingeben, schon werden alle aktuellen Streaming-Möglichkeiten angezeigt.
Trailer zum Film
Nun, selbst ein hoffnungsloser Träumer wie die beiden Stars des Films, hat mir dieser Streifen aus dem Herzen gesprochen. Ohne, dass ich je in Hollywood war oder dringend dorthin möchte.
Nachfolgend eine kleine Liebeserklärung an La La Land 😍 – getarnt als Filmkritik, die es auf meinem YouTube-Kanal übrigens auch als Video zu sehen gibt.
Tipp: Wie man eine ordentliche Filmkritik schreibt, lernst du in diesem Guide.
Liebeserklärung an La La Land
Heftiger Fun Fact vorweg: La La Land von Damien Chazelle (Aufbruch zum Mond) war für sage und schreibe 14 Oscars nominiert, was zuletzt Titanic (1997) geschafft hat. Da kann man ruhig mal klatschen. 👏
Aber im Rhythmus bitte, zur grandiosen Musik, die diesen Instant Classic begleitet. Nach dem Trommler-Drama Whiplash haut uns Chazelle ein neues, pompöses Meisterwerk um die Ohren. Es geht um große Träume und tugendhafte Helden.
Ein Film aus Hollywood über Hollywood mit sehr langen Takes, Emma Stone und etlichen Oscars? Das gab’s doch schonmal! Siehe: Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) gesehen.
Nun trifft all das auch auf La La Land zu, und doch ist es ein absolut anderer Film geworden. Ein Musical. Eine Romanze. Ein Leuchtturm. (Erklärung folgt.)
Damien Chazelle als Rising Star
Der Regisseur Damien Chazelle ist ein Rising Star, der ziemlich schnell ziemlich hoch gestiegen ist.
Schon Chazelles erster Spielfilm war ein schwarzweißes Jazz-Musical – Guy and Madeline on a Park Bench. Das war 2009. Dafür hat sich Chazelle, damals noch Student, eine Auszeit aus Harvard gegönnt und mit einem Cast ohne professionellen Schauspiel-Hintergrund auf 16mm gedreht.
Das Ergebnis wurde aufgrund seiner Leichtigkeit und Rauheit von manchen als »mumblecore musical« bezeichnet.
Sieben Jahre – 2016 – später kommt La La Land heraus. Der Film hätte ebenso gut Seb and Mia on a Park Bench hätte heißen können. In den Hauptrollen glänzen Ryan Gosling und Emma Stone, in einer Nebenrolle J.K. Simmons.
Mit Simmons hat Chazelle zwischen diesen beiden Filmen noch Whiplash (2014) gedreht. Ein Film wie ein Peitschenhieb, kurz, hart, laut, schmerzhaft mitreißend. Schwer zu toppen, das Ding.
Doch Chazelle hat’s geschafft. Schon für Whiplash war er Oscar-nominiert. 2017 hat der junge Filmemacher ihn für La La Land dann bekommen, in der Kategorie: Beste Regie. Verdient? Absolut, schon für die ersten paar Minuten.
Le Le Legendäre Anfangsszene
Die Kamera sinkt aus dem Himmel herab und fährt einen Stau entlang. Von Auto zu Auto, jedes davon eine Raumkapsel für sich. Eine Bubble. Erfüllt von eigener Musik. Es klingt nach Oper, Hip Hop, dann werden Köpfe zu Techno gewippt…
In meinem Kopf blitzte dabei eine Erinnerung an den Kurzfilm Tune (2011) der ungarischen Filmemacherin Szonja Szabó auf. Vor Jahren habe ich ihn gesehen und nie vergessen: Tune erzählt die Geschichte einer Melodie, die von Hirn zu Hirn, Ohr zu Ohr, Mund zu Mund wandert, gesummt, gesungen, aufzeichnet, populär wird… naja, der Kurzfilm war super.
Und allein wegen dieser plötzlichen unbestimmten Assoziation ist mein erster Eindruck von La La Land, nach wenigen Sekunden schon: Ok, cool. Mein zweiter Eindruck: Versaut’s nicht durch Übertreibung!
Die Kamera hält inne auf einer Dame im gelben Kleid, singend, sie steigt aus, singend. Und ehe ich mich versehe, tanzt ein halbes Dutzend Menschen zwischen den Autos her. Hier ist die legendäre Anfangsszene zu sehen:
Das ist also der Auftakt zur ersten Musical-Sequenz in diesem Musical-Film und ich fragte mich bei der ersten Sichtung, ob das nicht rasch ins Kitschige abdriften könnte? Damien Chazelle dazu im Making-of:
Ein Musical – damit das klar ist!
Ich wollte sichergehen, dass man innerhalb der ersten fünf Minuten merkt: Du siehst gerade ein Musical – und was für eine Art von Musical.
Das war die Logik dahinter, nicht nur mit einer Musical-Nummer zu beginnen – sondern mit der musical-mäßigsten Nummer, die du dir vorstellen kannst.
Es sollte ein großes, lautes Kanonenfeuer sein: Pass bloß auf! Du gehst lieber jetzt sofort, wenn dir sowas nicht gefällt.
Während der Opening Scene – immer mehr Leute steigen aus ihren Autos, singen, tanzen, springen auf die Dächer ihrer Karren, es nimmt irre Dimensionen an – flüstert Sonia mir von der Seite zu: »Und das alles in einem Take, krass, oder?« Bitte, was!? 🤯
Um ein »One-Take« (also eine Sequenz ohne Schnitt) zu erkennen, brauche ich normalerweise keinen Wink von der Seite. Aber tatsächlich! Die Kamera tanzt mit, zwischen den Autos her, über sie hinweg, dreht sich, fängt alles ein, von nah und fern, schlichtweg: Wahnsinn!
Ein paar versteckte Schnitte soll’s geben – einen davon vermute ich im Reißschwenk. Letztlich tut es nichts zur Sache, wenn die Illusion so perfekt ist.
Als über die abschließende Totale eines Verkehrsstaus in L.A. der Filmtitel in meinem tarantinoesken Lieblingsgelb geknallt wird, da bin ich angefixt. Ihr habt meine volle Aufmerksamkeit.
Und siehe da, der Auftakt verspricht nicht zu viel – auch wenn er an epicness kaum zu übertreffen ist. Eben darin liegt die Güte des Films.
Ein Film für Idealisten
Nach fünf Minuten hat La La Land bewiesen, dass dieses Werk große Massenchoreographien, ja, ein wahres Tanzfeuerwerk ganz lässig aus dem Ärmel schütteln kann.
Dann verlagert er den Fokus auf nur zwei Figuren, die in ihren Paartanz-Einlagen zwischendurch bei weitem nicht an die tänzerische Meisterklasse vieler der Verkehrsstau-Athleten aus den ersten Paar Minuten heranreichen. Trotzdem ist dadurch nichts verloren.
Statt reines Wow!-Effektgewitters mit Klimax abzufeiern (wie Mamma Mia! mit Meryl Streep es ungleich kitschiger gelingt), gewinnt La La Land Ebene um Ebene dazu und erzählt am Ende eine durchdachte, schöne Liebesgeschichte für Idealisten.
Idealisten im Sinne von Menschen, die der Verwirklichung von Idealen nachstreben. Aber schönen, kleinen, persönlichen Idealen halt. (Komm mir jetzt nicht mit Bakunin, Gott und der Staat, »Hitler war aber auch Idealist« und so – ja, danke, das meine ich gerade nicht.)
Über die Tugend
La La Land schwappt über vor Musik und Liebe, aber das übergeordnete Thema des Films ist Tugend. Tugend als »gut in etwas sein«, ganz so, wie die alten Griechen es diskutierten. 🏛
Platon und Co haben viel darüber nachgedacht, was genau das Gute sei (siehe: Platons Ideenlehre). Platon bezeichnet das Gute als den letzten Zweck all unseres Handelns.
Wir alle streben nach etwas, das wir selbst als »gut« empfinden. Bloß kann das je nach Skrupellosigkeit des Individuums halt auch ein Banküberfall sein, der dann gut ist, wenn man gerade dringend Geld braucht.
Nur da, wo sich das wahrhaft Gute in einer Handlung verwirklicht, sieht Platon eine Tugend. Grundsätzlich zielen all unsere Handlungen auf Glückseligkeit ab, doch diese erlangen wir (so der alte Grieche) nicht durch Augenblicksglück, Drogen, Sex oder einen Lustkauf.
Zu erreichen ist Glückseligkeit nur durch ein konstantes Streben nach einem als bedeutend angesetzten Ziel.
Sebastian und Mia verfolgen solche Ziele.
❗️ Spoiler-Alert: Hier wird das Ende des Films erklärt.
La La Land · Erklärung des Endes
Seb will einen eigenen Jazzclub eröffnen, Mia will Schauspielerin werden – als Ort für dieses Streben haben sie ausgerechnet L.A. ausgewählt, womit ihnen ein langer, steiniger Weg bevorsteht. 🗽
Weil die beiden aber jeweils ihr Ziel kennen, können sie durch dieses Zielwissen all ihre Handlungen auf eben ihre Ziele ausrichten. Das ist tugendhaft.
Tugend erwächst aus Übung heraus, aus tugendhaftem Handeln, und festigt sich zur Haltung. Wer tugendhaft ist, muss im Einzelfall nicht mehr überlegen. Sie und er wissen, was sie wollen. Ihr Ziel leitet sie wie ein Leuchtturm in der Nacht.
Hat La La Land ein Happy End?
La La Land hat kein Happy End im üblichen Sinne. Allgemein erwarten wir von einer Liebesgeschichte, dass sich die beiden Hauptfiguren am Ende »kriegen«. Doch die Liebe von Mia und Seb gilt nicht in erster Linie einander, sondern ihren Träumen. So gesehen hat La La Land durchaus ein Happy End.
Dass Sebastians und Mias Entscheidung am Ende nicht füreinander fällt, sondern in gegenseitiger Anerkennung des tugendhaft strebenden Wesens für ihre jeweilige Ziele – das ist für mich ganz großes Kıno.
Als im Finale dann diese Ziele erreicht wurden und die Alternative nochmal wie im Traum vorbeifliegt, das setzt dem Ganzen das i-Tüpfelchen auf: wirklich ganz großes Kino!
Wie geht La La Land aus?
La La Land endet mit einem Blickwechsel, in dem ohne Worte gesagt wird, dass so schon alles seine Richtigkeit habe: Zwei erwachsene Träumer, die zu ihren Entscheidungen stehen. Romantischer geht’s nicht – zumindest aus Sicht von Menschen, die ähnlich große Träume hegen.
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Hallo, Sie haben in einem Punkt zum Ende Unrecht. Zwar „kriegen“ sich Mia und Seb nicht im klassischen Sinne, aber die beiden verbindet sehr wohl eine tiefe Liebe zueinander! Und dafür gibt es mehr als genug Szenen im Film selbst. Als Seb das erste Mal City of Stars singt am Steg, da singt er von Mia. Mia rüttelt ihn wach, was seine Träume angeht bei dem Streit beim Abendessen. Seb schleift Mia fast zu dem letzten Casting und das,obwohl sie getrennt waren. Sie sagen sich auch gegen Ende des Films, dass sie sich jeweils für immer lieben werden. In dieser Szene liegt aber auch unausgesprochen ihre Erkenntnis, dass sie trotz ihrer Liebe zueinander kein gemeinsames Leben führen können, eben weil einer dann auf seine Träume verzichten müsste. Dass Liebe für ein geteiltes Leben nicht ausreichen kann, ist auch kein neues Motiv der Filmgeschichte („Salz auf unserer Haut“). Auch die Schlusszene zeigt deutlich an ihren Blicken zueinander, dass sie sich eben weiterhin lieben. Und ja, das „was wäre wenn es doch geklappt hätte“ war auch für mich ein Highlight… ein grandioser Film, der die Liebe zweier Menschen zu ihren Träumen und zueinander nicht hätte besser darstellen können.